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Genthiner Stadtrat beschließt das Ende des Stadtkulturhauses für Januar 2022 – Vereine sind vorerst auf sich gestellt

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 21.05.2021 / 07:02 Uhr von rp
Die Genthiner Stadträte haben auf der gestrigen Sitzung das Ende des Stadtkulturhauses am bisherigen Standort beschlossen. Eigentlich hatte man sich vorab auf eine andere Variante in den Ausschüssen geeinigt, doch ein Beschluss der CDU brachte nun alles ins Kippen. So ist am bisherigen Standort der Betrieb des Stadtkulturhauses ab dem 1. Januar 2022 offiziell beendet.

Zuvor wurde die Variante 2 in den Ausschüssen bevorzugt und sollte eigentlich gestern abgestimmt werden, diese Variante sah vor, dass die Stadt Genthin von Ihrem Vertrag mit der Inprotec AG, das Stadtkulturhaus in Eigenregie zu betreiben, zurücktritt und die bisherige Betreibergesellschaft QSG weiterhin Betreiber des Stadtkulturhauses bleibt. Nach Informationen aus der Variante 2, gab es hier bereits vielversprechende Absprachen.

In dieser Variante hätte die Stadt Genthin wiederum im Sinne der Vereine einen Rahmenvertrag zur Nutzung ab dem 1. Januar 2022 mit der QSG schließen müssen. Doch die Räte haben sich widererwartend anders entschieden.

So hat Stadtrat Klaus Voth (CDU) für seine Fraktion den Änderungsantrag gestellt, statt der zweiten, die vierte Variante einer Mehrfachnutzung für die Kultur am Genthiner Standort zu bevorzugen. So hält seine Fraktion das Stadtkulturhaus nicht mehr für tragbar und wünscht sich langfristig eine komplett neue Lösung. Bis dahin sollen laut Variante 4, mehrere Standorte für die Vereinsarbeit vorhalten. So sieht Voth seine Fraktion den Standort der Sportstätte in der Berliner Chaussee, nach seiner Aussage, als eine Alternative zum Stadtkulturhaus durch den dortigen Bau einer Mehrzweckhalle.

Eigentlich sollte diese Sportstätte mit einem eigenen Projekt über Fördermittel in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro, je Standort, saniert und umgebaut werden.

Doch diese Mittel hat die Stadt nicht bekommen, da ihr nach einer Prüfung die nötigen Eigenmittel durch die verhängte Haushaltssperre 2020 fehlten. So haben die Räte auf der gestrigen Sitzung die Entscheidung gefällt, für die Berliner Chaussee 18, vor einem Neuantrag auf Fördermittel, weitere Möglichkeiten im Bau- und Vergabeausschuss zu besprechen.

Für die Berliner Chaussee 20 wurde bereits ein weiterer Antrag auf Fördermittel beschlossen. Beide Anträge müssen bis spätestens 30. September eingereicht werden, um noch Anspruch auf den Fördertopf zu erhalten. Doch es könnte alles anders kommen.

Beide Investitionen sehen jeweils ein Volumen von rund 1,6 Millionen Euro vor, wobei der Anteil der Stadt jedes Mal bei rund 250.000 Euro liegt.

Wenn es nach Klaus Voth geht, sieht er die Eigenmittel von rund 500.000 Euro in dem Bau einer Mehrzweckhalle, die dann in drei bis vier Jahren auch die Kultur der Stadt Genthin beherbergen soll.

Lutz Nitz (Die Grünen), sprach sich ebenfalls für diese Variante aus. So sieht Nitz die 50.000€, die von der Stadt als Betriebskostenzuschuss an die QSG gezahlt werden, als gut für die QSG und schlecht für die Stadt. So ist Nitz der Meinung, dass die QSG zwar für die Vereine die Nutzung des Stadtkulturhauses bereitstellt, dennoch aber eigene Veranstaltungen in dem Saal der QSG durchführt.

Er sagte: „Die QSG hat einen schlauen Vertrag mit der Stadt gemacht, die Stadt hingegen einen ungünstigen.“

Wenn es nach seiner Fraktion geht, dann soll die Stadt Genthin einen Kulturfördertopf einrichten, aus dem sich die Vereine mittels Antrag bedienen können. So sollen Sachkosten über die Stadt per Antrag finanziert werden. Darunter sieht der Grüne auch die Miete für Proben und Veranstaltungen. Daher favorisiert seine Fraktion ebenfalls die vierte Variante, auf der die

-Sportstätten in der Berliner Chaussee,
-die Eisenbahn,
-der Lindenhof, -
-das Bootshaus,
-das Kreishaus
-Plenarsaal und ehm. Gasstätte, die Jugendkirche,
-die SKS Baumschulenweg + Turnhalle,
-das Heideeck,
-das Hotel Stadt Genthin + Kutscherstube und
das alte Stadtkulturhaus als Beispiele für die kulturelle Vereinsarbeit aufgeführt sind.

Liebhaber des Stadtkulturhauses fanden sich allerdings auch in der Sitzung wieder. So sprach sich Wilmut Pflaumbaum (FDP) für das Stadtkulturhaus aus.

Die Variante 2 ist für Pflaumbaum die einzige Lösung, die schnell verfolgt werden kann. Er sieht in den Vorschlägen von Klaus Voth Konflikte mit den Veranstaltungen in der Sporthalle und Schwimmhalle, die Voth erwähnte. So könnten Vereine seiner Meinung nach hier dann das Nachsehen haben, wenn diese Veranstaltungsorte für andere Events geblockt sind.

Auch Stadtrat Heidel (Pro Genthin) war für die Lösung 2

Er sagte: „Wir brauchen eine sofortige Lösung, sonst haben die Vereine hier das Nachsehen. Wenn wir diese Variante favorisieren, dann kann es sein, dass Vereine erst in 10 Jahren eine dauerhafte Lösung bekommen."

Daher ist die Variante 2 für den Stadtrat nach seiner Aussage die einzige Lösung, die in den kommenden Jahren die Vereinsarbeit sichert. Dennoch sieht er die Variante nicht als langfristige Lösung. Ein Kulturförderungstopf sieht Heidel ebenfalls nicht, da die Belastung der Vereine, seiner Meinung nach, so schon hoch genug ist und diese nicht noch Anträge bei der Stadt auf Übernahme der Kosten stellen sollten.

Diese Meinung wurde von Hubert Schwandt (FFW Parchen) unterstützt

Er sagte: „Es geht nicht nur um Veranstaltungen, sondern neben den Veranstaltungen auch um ein Heim für die Vereine, wir haben gerade keine andere Möglichkeit. Die Vereine brauchen die QSG- Räume. Eine andere Lösung sehe ich hierfür nicht.“

Sebastian Hahn (Pro Genthin) sieht die Sache ähnlich wie Schwandt und Heidel

Er sagte dazu: „Jetzt müssen wir Variante 2 erhalten, damit haben wir eine kurzfristige Lösung haben. Langfristig möchte ich aber die Variante 3 für einen kompletten Neubau anstreben.“ Er selbst ist nach eigener Aussage Vereinsvorsitzender und meinte: „Was wir zu leisten haben ist enorm. Daher möchte ich nicht noch mehr Anträge stellen. Mit dem Stadtkulturhaus und der Bezuschussung wissen die Vereine wenigstens wo sie hingehen können.“

Lars Bonitz (WG Altenplathow) hatte sich vor dem Tagesordnungspunkt als befangen gemeldet und hat daher nicht an der Abstimmung teilgenommen. Er hätte daher vermutlich ebenfalls die zweite Variante im eigenen Interesse angestrebt.

Bei der Sitzung gestern waren 22 Stadträte + Alexandra Adel als Bürgermeistervertretung anwesend, denn Mathhias Günther hatte sich krank gemeldet. Mit einer knappen Mehrheit von 12 zu 9 Stimmen, wurde der Antrag von Klaus Voth dann beschlossen.

Fazit: Diese Entscheidung bedeutet für das alte Stadtkulturhaus wohl das endgültige Aus und die Vereine müssen schlimmstenfalls, wie Vagabunden durch Genthin ziehen und sich einen neuen Platz für ihre Vereinstätigkeit suchen. Seit 2018 hat die Verwaltung und der Genthiner Stadtrat Zeit gehabt, um eine Entscheidung für die Kultur in Genthin zu treffen. Schlussendlich gibt es für die Kultur, sechs Monate vor dem beschlossenen Aus des alten Standortes, keinen greifbaren Plan, sondern lediglich eine Empfehlung wie es weitergehen kann.

Vielerorts werden somit Proben und gar Veranstaltungen, wohlmöglich nur mit enormen Aufwand umzusetzen sein. Der QSG- Geschäftsführer Lars Bonitz hat sich zwar noch nicht geäußert, wird allerdings nun vor eine schwierige Situation gestellt, denn damit dürften die 50.000 Euro Betriebskostenbezuschussung komplett gestrichen sein.

Ob die QSG mbH auf dieser Grundlage in Eigenregie, die bisherige feste Heimat der Vereine ab 2022 mit der Ungewissheit auf Auslastung erhält, ist unwahrscheinlich und aus Sicht eines Unternehmers, ohne tiefgründiges Konzept, wohlmöglich als ökonomischer Schwachsinn einzustufen.

Daher ist der letzte Ausweichpunkt in der Variante 4 bestenfalls als ein Wunschgedanke zu deuten. Für die Vereine dürfte die gestrige Entscheidung der Stadträte aktuell ein herber Schlag sein, denn man wurde ohne manifestierte Lösung in eine ungewisse Zukunft ab 2022 geschickt.

Bilder

Quelle: Stiftung Kloster Jerichow
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