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Gommern: Jahresendinterview mit Bürgermeister Jens Hünerbein

Theater
  • Erstellt: 25.12.2020 / 09:02 Uhr von rp
Das Jahr 2020 geht so langsam zu Ende. Was hat die Menschen im Jerichower Land beschäftigt? Was hat sich baulich verändert? Und wie sind die Pläne für das kommende Jahr, und was war der ganz persönliche Lieblingsaugenblick 2020? Wir haben nachgefragt. Heute: Der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Gommern Jens Hünerbein:

Meetingpoint JL: Was waren aus Ihrer Sicht die drei besten Ereignisse für die Stadt in 2020 und warum?

Jens Hünerbein: Das Jahr 2020 wird wohl allen als ein Jahr der negativen Besonderheiten in Erinnerung bleiben. Wer hätte zum Jahresbeginn gedacht, dass dieses Jahr mit so vielen Einschränkungen und Besonderheiten begleitet wird. Am liebsten würde ich zum Jahresende den Reset-Button drücken und dann machen wir es nochmal ohne Corona & Co.

Trotzdem gab es doch noch einige Höhepunkte.

Absoluter Höhepunkt, war die Fördermittelzusage für den lang ersehnten Radwegebau zwischen Pöthen und Nedlitz. Somit kann ein lang ersehnter Wunsch realisiert werden. Bei stürmisch kalten Wetter hat für die Nedlitzer zum Spatenstich die Sonne geschienen.

Weiterhin konnten wir die Weichen für Investitionen in unsere Dorfgemeinschaftshäuser stellen. Hierfür haben wir uns über die Bewilligung dringend notwendiger Fördermittel gefreut. In Dornburg wurde das Obergeschoss des Dorfgemeinschaftshauses ausgebaut. In Pöthen wurde das Gemeindezentrum in Inneren ertüchtigt, In Dannigkow werden die Sanitäreinrichtungen saniert und ein Behinderten WC eingebaut und auch in Vehlitz ist bald Bautätigkeit zu verzeichnen. Die ist ein deutliches Zeichen zum Festhalten an den Einrichtungen in unseren Ortschaften und die Stärkung des ländlichen Raum.

Schön war auch, dass wir trotz der Beschränkungen einen kleinen Jahrmarkt im September anbieten konnten. Die war übrigens die einzige öffentliche Veranstaltung im Jahr 2020.

Meetingpoint JL: Was waren die drei größten Herausforderungen?

Jens Hünerbein: Neben Sonnenschein gab es natürlich auch im Jahr 2020 aus städtischer Sicht einige Wolken.

Die größte Herausforderung waren die finanziellen Unsicherheiten, die mit der Corona-Pandemie einhergingen. Große Steuerausfälle und ungeplante Zusatzausgaben, brachten sehr viel Unsicherheit mit sich. Auf eine strenge Haushaltssperre konnte verzichtet werden, aber wir sind mehrfach daran vorbeigeschrammt. Zum Jahresende entspannte sich die Situation durch Bundes- und Landeshilfen.

Eine weitere Herausforderung war die Beschlussfassung zur Friedhofsgebührensatzung. Dies ist natürlich ein sehr sensibles Thema. Nach der Vorlage der ersten Zahlen nach der Kalkulation war klar, dass dies ein steiniger Weg wird. In vielen Beratungen haben wir mit den politischen Gremien einen Kompromiss gefunden der scheinbar Mehrheiten auf sich vereinigt. Umso überraschter war ich, dass in der finalen Beratungsphase dann noch ein Änderungsbeschluss für einen höheren Kostendeckungsgrad eine Mehrheit fand.

Die dritte Herausforderungen waren die Kostensteigerungen und weiteren Anforderungen bei der Umsetzung unseres Projektes Fahrstuhl/Behinderten-WC in der Grundschule. Mit ursprünglich geplanten 140 T€ landen wir nun fast bei 300 T€. Hintergrund sind Baukostensteigerungen und erhebliche Anforderungen beim Brandschutz. Die elektrotechnische Anlage musste ebenfalls noch zusätzlich ertüchtigt werden. Jedoch geht die Sicherheit der Kinder vor und Brandschutz ist ein wichtiges Thema. Sofern auch dieses Projekt fertig gestellt ist, ist unsere Grundschule noch besser für die Zukunft aufgestellt

Meetingpoint JL: Welche Ziele gibt es für die Stadt 2021? Wo, wird was investiert?

Jens Hünerbein:
Auch 2021 wird herausfordernd. Die Pandemielage wird uns noch einige Zeit begleiten. Die finanziellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen können noch nicht abgeschätzt werden. Ebenfalls stehen im nächsten Jahr Landtags- und Bundestagswahlen an, die sicher auch Veränderungen mit sich bringen werden. Wichtig ist, dass wir zukünftig stabile politische Verhältnisse in Land und Bund haben werden. Thüringer Verhältnisse schaden hier nur, insbesondere uns am Nabel hängende Städte und Gemeinden.

Das Wesentliche ist wieder einen genehmigungsfähigen Haushalt verabschieden zu können. Das ist der Projektplanung 2021. Jedoch ist schon jetzt abzusehen, dass auch dieser wieder nicht ausgeglichen werden kann. Im wesentlichen arbeiten wir wieder am Substanzerhalt. Reparaturen an Straßen, Sanierungen in gemeindlichen Einrichtungen sollen erfolgen. Wir werden in die Feuerwehrtechnik investieren, die Bestellung eines Rüstwagen und eines Mannschaftstransporter ist vorgesehen. Nach nunmehr endgültiger Abschaffung der Straßenausbaubeiträge soll es auch wieder Straßenbau in Gommern geben.

Auch die LED-Umrüstung der Straßenbeleuchtung wird fortgesetzt, in 2021 ist die Ortschaft Dornburg im Plan. Aber auch die Trauerhallensanierung in Ladeburg steht auf dem Plan. Viele weitere kleiner und mittlere Projekte stehen auf dem Plan und im Juli wollen wir auf dem neuen Radweg von Pöthen nach Nedlitz radeln. Vielleicht hat dann auch schon die vom Landkreis veranlasste durchgreifende Sanierung der Straße in der Ortslage Pöthen begonnen.

Meetingpoint JL: Was möchten Sie 2021 unbedingt für Ihre Stadt in Angriff nehmen? Was hat Priorität?

Jens Hünerbein:
Eine Priorisierung der Projekte ist schwer vorzunehmen. Alles was wir im Plan haben soll Stück für Stück abgearbeitet werden. Bei den verhaltenen Personalkapazitäten ist das eine Herausforderung. Auch die Digitalisierung in Umsetzung des OZG wird uns im nächsten Jahr begleiten. Wichtig ist die innerstädtische Entwicklung der alten Mühle in der Hagenstraße in Gommern. Hierzu laufen vielversprechende Gespräche mit einem Projektentwickler.

Meetingpoint JL: Welcher war Ihr Lieblingsaugenblick 2020 und warum?

Jens Hünerbein:
Mein Lieblingsaugenblick im Jahr 2020 war ein persönliches Erlebnis. Es war sehr emotional die Abiturzeugnisübergabe meiner Tochter. Trotz der erheblich schwierigen Rahmenbedingungen haben am EGG alle Abiturienten ihr Zeugnis erhalten und es konnte doch eine angemessene Feier stattfinden. Das wird mir insbesondere als Vater immer in Erinnerung bleiben.

Meetingpoint JL: Inwiefern hatte Corona für Ihre Stadt Auswirkungen, und für die Bürger der Stadt? Welche Herausforderungen mussten Sie meistern?

Jens Hünerbein: Die Corona-Pandemie hatte natürlich erhebliche Auswirkungen auf unsere Stadt und Ihre Bürger. Im Prinzip fand in 2020 kein gemeindliches Leben statt, keinerlei Veranstaltungen. Sämtliche Planungen konnten eingestellt werden. Die Bürger konnten sich nicht treffen, keine Jugendveranstaltungen. Unser Hauptprojekt das MDR-Frühlingserwachen wurde verschoben, hier wurde schon sehr viel Energie in die Vorbereitung investiert. Die Bundeswehr wollte erstmalig im Rahmen unserer Patenschaft ein feierliches Gelöbnis in Gommern abhalten, ausgefallen! Die Vereinsarbeit ist zum Erliegen gekommen. Ich habe die Befürchtung, dass die ehrenamtlichen Tätigkeiten, nach Überwindung der Pandemie nicht wieder auf das Niveau von Vorpandemiezeiten zurückkommen.

Daher appelliere ich an alle ehrenamtlich Tätigen, sich auch weiterhin zu engagieren. Selbst im Sportbereich sind Einschränkungen festzustellen, da hier die Mitgliederzahlen sinken. Auch für einige Bürger hat die Corona-Pandemie wirtschaftliche Einschnitte mit sich gebracht. Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Noch schlimmer hat es die Wirtschaft erwischt. Die Schließungen im Lock down haben verheerende Folgen, insbesondere für die Gastronomie. Auch in Gommern wurden einige Geschäfte geschlossen, die nicht mehr öffnen. Das ist ein herber Verlust. So bleib zu hoffen, dass die versprochenen Hilfen dann auch zügig fließen und hier etwas Entlastung gibt. Aber nun heißt es Zusammenhalten und die Regelungen befolgen. Wir schauen in die Zukunft und hoffen auf ein anderes Jahr 2021.

Meetingpoint JL: Gab es vielleicht auch positive Dinge, die Corona mit sich gebracht hat?

Jens Hünerbein: Hier habe ich lange überlegt und kann kurz und knapp sagen: NEIN!

Zum Abschluss wünsche ich den Leserinnen und Lesern, der Redaktion eine besinnliche Weihnachtszeit, soweit möglich und ein erfolgreiches Neues Jahr, mit viel Gesundheit, Frieden und Harmonie.

Bilder

Bürgermeister Jens Hünerbein. Foto: privat
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