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Ein Tag im Homeoffice – zwischen Videomeetings, Hausaufgaben und Alltagstress

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 21.05.2020 / 13:14 Uhr von cl
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie ändern noch immer den Alltag von vielen Familien drastisch, auch wenn es mit ersten Lockerungen Schritt für Schritt zurück in einen „normalen“ Alltag geht. So auch bei Heike K. und ihren zwei Kindern. Sie berichtet bei uns exklusiv über Herausforderungen, Ärgernisse und Strategien in ihrem Alltag:

Heike K. lebt in der Nähe von Genthin und arbeitet als Sekretärin. Ihre Kinder sind 9 und 13 Jahre alt und sind schon wieder ab und zu in der Schule, das aber nur an vereinzelten Tagen. Als wir Heike K. zu einem Videochat treffen, ist sie gerade damit beschäftigt, neue Schulaufgaben für ihre Kinder auszudrucken, die per E-Mail reingekommen sind.

Vieles per Mail
„Vieles läuft hier per E-Mail“, erzählt Heike K. und sortiert die Blätter nach Unterrichtsfächern. „Alte Themen werden jetzt nicht mehr wiederholt, dafür ist keine Zeit mehr, sonst schafft man ja gar keinen neuen Stoff“, erklärt sie und zeigt Verständnis, dass die Lehrkräfte jetzt auch zunehmend Aufgaben zu neuen Themen zusenden. „Durch meine Arbeit kann ich super mit vielen technischen Geräten umgehen und wir haben uns ein Glück vor einigen Monaten für einen anderen Internetanbieter entschieden. Da sind wir jetzt schneller unterwegs“, erzählt sie und berichtet, dass die Klassenlehrerin ihres 9-jährigen Sohnes auch Videokonferenzen anbietet, um mit den Schülern in Kontakt zu bleiben.

Meistens beschränkt sich das aber auf Einzelkonferenzen, mit der ganzen Klasse wäre es bei Kindern in dem Alter wohl noch zu chaotisch. „Aber es gibt sicher Eltern, die nicht die gleichen Möglichkeiten haben“, mutmaßt Heike K. und wirft in den Raum, dass je nach Anbieter die Internetgeschwindigkeit in den Dörfern um Genthin schwankt. Das sei für das Lesen von E-Mails noch kein Problem, aber bei größeren Videokonferenzen könnten schon Schwierigkeiten auftreten.

Spagat zwischen Job und Schulaufgaben
Heike K. selbst versucht, ihre täglichen 8 Stunden Arbeitszeit und alle Aufgaben, die damit in Verbindung stehen, so gut wie möglich zu erfüllen. „Meine Kinder sind nicht mehr so klein, das ist mein Glück in dem Fall“, erzählt sie uns und erklärt auch, dass sie vielleicht bald wieder stundenweise an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt. „Bisher ging das nicht, da wir mehrere Leute in einem Büro sind“.

Mit der Rückkehr ins Büro erhofft sich Heike K. ein bisschen mehr Normalität. Bisher klingt eigentlich alles ganz entspannt? Fehlanzeige! Den Alltag anders und täglich neu zu organisieren ist trotz allem eine echte Herausforderung. „Unsere Strategie: ruhig bleiben, genau überlegen wie die Woche ablaufen muss, dann planen und vor allem: Verbindlichkeiten muss man festlegen!“, erzählt Heike K. über ihre Strategie für #stayathome.

Momentan gibt’s trotzdem noch viele Schwierigkeiten zu bewältigen. Ihre 13-jährige Tochter muss immer wieder Aufgaben, die sie zugeschickt bekommen hat, zur Benotung per Mail zurücksenden. Rückfragen sind aus Sicht von Heike K. schwer möglich, da nicht alle Lehrer auf individuelle Mails mit speziellen Fragen antworten. Wenn ein Thema nicht verstanden wurde und eine Benotung dann schlecht ausfällt, herrscht gedrückte Stimmung.

„Den Lehrern tut das ja dann meistens auch leid, also dass es nur eine vier geworden ist. Irgendwie müssen Noten zustande kommen, klar, aber ich hoffe, da kann man nochmal was drehen, vielleicht durch eine Ersatzleistung. Ich versuche so gut wie möglich zu helfen, aber ich merke, dass ich über 20 Jahre aus der Schule raus bin. Bei vielen Themen weiß ich gar nicht mehr so richtig, wie das war. Das kann doch nicht nur mir so gehen?“, fragt Heike K. und verrät, dass sie bei so mancher Mathe- oder Englischaufgabe an ihre Grenzen stößt.

Zu Hause bleiben wird zur Geduldsprobe
Der Spagat wird immer größer, denn auch ihr Mann ist beruflich trotz Corona voll eingespannt. „Vielleicht sogar noch mehr als vorher. Ich übernehme hier das meiste, Hausaufgaben, Hausarbeiten. Anders geht’s momentan einfach nicht“, erklärt Heike K. und wünscht sich, dass es bald wieder öfter in die Schulen zurück geht.

„Man merkt einfach ganz klar: die Freunde fehlen, die Mitschüler, einfach dass man jeden Tag draußen ist und da was tut. Sie meckern oft über die Schule, aber jetzt wollen sie wieder zurück, am besten jeden Tag. Ich finde, ob Schule oder Job, das Arbeiten gibt Struktur im Alltag“. Zu Hause fliegen dann schon Mal die Fetzen nach so langer Zeit. Die Erklärung ist für Heike K. einfach. „Wir gehen uns einfach zu sehr auf die Nerven. Seit Mitte März sind wir meistens nur im Familienkreis. Mir geht’s auch so, man muss einfach mal wieder raus“.

Mittlerweile treffen sich die Kinder von Heike K. wieder mit Freundinnen oder Nachbarskindern, denn ein Treffen von bis zu 5 Personen ist ja erlaubt. Vielleicht kehrt nun erhoffte Normalität so langsam wieder ein.

Wie geht es euch im Jerichower Land mit der Situation? Welche Erfahrungen habt ihr mit Homeoffice und Homeschooling gemacht? Eure Meinung und Erfahrungsberichte sind uns wichtig! Schreibt uns gern per WhatsApp an [01525 2640109] oder per Mail an [info@meetingpoint-jl.de].

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