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30 Jahre, 30 Gesichter – eine Erfolgsgeschichte geht auf Reisen

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 23.02.2020 / 07:11 Uhr von mz/pm
Inklusion, integrativ – zwei Begriffe, die in einer modernen und aufgeklärten Gesellschaft noch immer eines sind, Worte um etwas zu beschreiben, dass längst normal sein sollte.

Das Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Die so beschriebene, als zwanghaft dargestellte Verbindung von Gleichberechtigung wollen Menschen aus allen Berufen und Bereichen seit 30 Jahren überwinden. Dafür gründeten sie den KinderSommer (KiSo).

Ein in Sachsen-Anhalt einzigartiges Projekt, das von seiner ersten Stunde an vom Jugendrotkreuz getragen und erstmalig von Wieland Kunze organisiert wurde. Der KiSo ist für viele mittlerweile zu einem Lebensmotto geworden, weil er die Menschen die dabei waren, geprägt hat. Tanz, spiel, Lebensfreude, das ist der KiSo, der zwei Mal im Jahr im südlichen und nördlichen Sachsen-Anhalt stattfindet.

Wenn sich bis zu 150 Kinder, mit und ohne Beeinträchtigung und in Teilen mit hohen Pflegegraden mit Rettungshunden kuscheln, Teddybären verbinden und mit Clowns lachen, dann entsteht in jedem Jahr eine Gemeinschaft, die von der Gesellschaft oft gefordert und doch noch immer viel zu selten gelebt wird.

Darüber erzählen 30 Personen in einer Wanderausstellung, die am 2. Juli 2019 im Landtag von Sachsen-Anhalt startete und nun noch bis zum 28. Februar 2020 im Wasserturm Genthin zu sehen sein wird.

„30 Jahre - 30 Gesichter“ erzählt auf 30 Plakaten ganz persönliche Geschichten von Betreuern und Teilnehmern des KiSo. Erzählt wird von der ersten Liebe und der Gründung einer eigenen Familie, davon wie zunächst die Angst vor dem Unbekannten dominierte und wie aus Kinder Betreuer wurden.

Während der Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung, die vom Kunstverein Genthin e. V. im Genthiner Wasserturm betreut wird, erklärte auch der heutige hauptamtliche Ansprechpartner für den KiSo, Andreas Kegler (29), wie das für ihn war, als er 2018 den ersten KiSo als Betreuer begleitete.

„Zunächst kam ich an eine Stätte, die mir aus meinen eigenen Kindheitserinnerungen bekannt war. Dann folgten das Kennenlernen und die Erkenntnis, wie viele Möglichkeiten es gab mit den Kindern Spaß zu haben.“ Für den DRK-Regionalverbandsvorstand Andy Martius, der den KiSo elf Jahre lang in der Leitung des Kindersommers begleitete, war die Eröffnung der Ausstellung nach eigenen Worten besonders emotional.

„Ich war elf Mal dabei. Was ich dabei gelernt habe, ist, dass die Probleme die Erwachsenen machen. Vorbehalte unter den Kindern gibt es nicht. Es ist nicht nachvollziehbar, woher diese Vorbehalte bei den Erwachsenen kommen. Im KiSo habe ich viele schöne Dinge erlebt, die für mein Leben prägend waren“, erzählte er.

Auch die Vorsitzende des Kulturvereins Genthin, Dr. Eva-Maria Rohmann hatte eine eindeutige Meinung: „Ich finde den KiSo und die Ausstellung gut. Integration und Inklusion liegen mir am Herzen. Beide Themen sind noch immer ein großes gesellschaftliches Problem. Die immer wieder dargestellte Perfektion vermittelt ein falsches Ideal.“ Aus diesem Grund will der Kunstverein auch versuchen möglichst viele Schulklassen für einen Besuch der Ausstellung zu gewinnen. „Wir sind froh, die Ausstellung präsentieren zu können“, erklärte Rohmann abschließend.

Die Landesreferentin des Jugendrotkreuzes im Landesverband Sachsen-Anhalt, Monika Rockrohr hatte dann auch zwei Videos mitgebracht, die den Anwesenden, zu denen auch der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt gehörte, zeigten, wie die Verschiedenheiten und Einzigartigkeiten der Teilnehmer von allen akzeptiert wurden und dennoch eine Gemeinschaft entstand.

Der wohl emotionalste Satz zum KiSo wurde allerdings von einem Kind formuliert: „Ich lebe jetzt noch ein Jahr, um wieder zum KiSo fahren zu können.“

Musikalisch abgerundet wurde die Ausstellungseröffnung von Christina und Pauline Schlüter, die zwei Blockflötenstücke aufführten.

Bilder

Neben den Plakaten und Geschichten gibt es in der Ausstellung auch Informationsmaterial zum KiSo, Foto: DRK Regionalverband MD-JL
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