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Genthin: Darum ist Gordon Heringshausen aus der CDU ausgetreten, lest jetzt das exklusive Interview

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 18.07.2022 / 07:00 Uhr von rp
Seit letzter Woche Donnerstag ist klar, in der CDU-Fraktion des Stadtrates und damit auch im Stadtverband von Genthin hängt der Haussegen schief. Wie schief, das kann man nur erahnen, wenn man unseren Bericht vom Donnerstag zum Austritt von Gordon Heringshausen aus seiner Partei liest. Jetzt äußert sich der nun parteilose Stadtrat zu seinem Austritt exklusiv bei uns.

Im Grunde bestätigte uns Heringshausen, was wir am vergangenen Donnerstag bereits schon erfahren hatten. Die Mitglieder der Stadtratsfraktion wollten über die Besetzung des Vorsitzes des gewählten Bau- und Vergabeausschusses abstimmen. Da Norbert Müller und Gerd Mangelsdorf Mitglieder des Ausschusses sind, lag es nahe, dass diese auch den Vorsitz beanspruchen.

Doch das wollte Gordon Heringshausen nicht, denn Alexander Otto hatte sich nach seiner Aussage im Vorfeld mit den Mitgliedern der Fraktion besprochen und signalisiert, dass er gerne den Vorsitz des Ausschusses übernehmen würde. Gordon Heringshausen begrüßte diesen Willen Ottos.

Doch für diese Veränderung hätten entweder Müller oder Mangelsdorf seinen Platz im Bau- und Vergabeausschuss Alexander Otto, der nicht in diesem Ausschuss ist, überlassen müssen und wäre stattdessen in den Umweltausschuss gewechselt.

Dazu sagte Gordon Heringshausen: „Es führte aber kein Weg dahin, dass irgendeiner von den älteren Herrschaften eine Einsicht und Interesse an einer Veränderung hat, im Gegenteil, es war eher eine Mischung aus Trotz und Sturheit“.

Er erzählte uns in diesem Zusammenhang, dass eine geführte Abstimmung zwar Norbert Müller aus dem Rennen nahm, doch Gerd Mangelsdorf, der durch den Fraktionsvorsitzenden Klaus Voth vorgeschlagen wurde, eine knappe Mehrheit für den Vorsitz bekam. Damit bekleidet der Stadtratsvorsitzende nun den zweiten Vorsitzposten innerhalb Genthins. Heringshausen sah damit eine große Chance als verpasst an, nämlich den Jungen in der CDU zur rechten Zeit die Chance auf eine Entwicklung zu gewähren. Denn wie Heringshausen meinte, ist gerade im Zuge der gescheiterten Abwahl des Genthiner Bürgermeisters Matthias Günther (parteilos) und den ganzen Rücktritten im Stadtrat und dem damit verbundenen Wechsel in den einzelnen Gremien klar gewesen, dass es auch in der CDU-Fraktion eine Veränderung braucht. So stellte er sich sogar einen Rücktritt von den älteren Herrschaften in der Fraktion vor, damit aus dem CDU-Stadtverband auch endlich die jüngeren Mitglieder in die Stadtratsfraktion gelangen können. Doch das ist gänzlich für ihn gescheitert und man verpasst hier eine Chance, so sinnhaft Heringshausen.

Dann fragten wir Gordon Heringshausen noch, ob sein Austritt aus der CDU endgültig ist oder er wie der ehemalige Magdeburger Oberbürgermeister, Lutz Trümper (SPD), sich vorstellen könnte, zu gegebener Zeit sich der CDU wieder anzuschließen.

Dazu sagte Heringshausen:Nein, die Unzufriedenheit mit der Entscheidung der Fraktion und die Zusammenarbeit mit der Partei, ist bei mir schon seit geraumer Zeit spürbar. Mit diesem Beschluss des Vorstandes im Stadtverband der CDU mit dem Wunsch, dass wir uns neu ausrichten, verjüngen, für die Zukunft sichtbar machen innerhalb der Fraktion, wurde am Donnerstag abgewählt. Abgewählt und dagegen gestimmt haben nicht irgendwelche Mitglieder, sondern die großen CDU-Mitglieder Genthins, die auch in der Fraktion sitzen. Diese haben sich also gegen den eigenen Beschluss gestellt, gegen eine Neuausrichtung für die Zukunft und eine neue Perspektive. Ich bin der Meinung, wir brauchen nicht nur eine körperliche Erneuerung, sondern auch eine Geistige. Das ist ganz wichtig, insbesondere im Stadtrat, natürlich auch in der CDU-Fraktion und insbesondere auch in der Partei. Ich habe überlegt welche Schritte ziehe ich, denn ich hätte ja auch aus dem Stadtrat austreten können, aus der Fraktion sofort austreten können, aber ich dachte mir, dann überlasse ich das Feld allen anderen, sowohl im Rat als auch in der Fraktion. Das einfachste und das aus meiner Sicht auch größte Zeichen ist, wenn ich aus der Partei austrete und einfach auch damit aufzeige, dass die Partei und die Fraktion doch das Gleiche sind. Denn die Bürger unterscheiden in der eigentlichen Wahrnehmung diese beiden. Denn dieses rückwärts gewandte Spiel zwischen Fraktion und Partei, Mangelsdorf mit dem Vorsitz zu besetzen, das mache ich nicht mehr länger mit.

Ich bin zwischen 2004 und 2018 auch parteilos im Stadtrat von Genthin gewesen. 2018 bin ich dann mit vielen Jungen in die Partei gemeinsam eingetreten, weil ich dachte wir können gemeinsam was bewegen. Das ist überhaupt nicht passiert, deswegen ist das die erste Entscheidung aus der CDU auszutreten", so Gordon Heringshausen.

Meetingpoint JL: In zwei Jahren wird in Genthin wieder ein neuer Stadtrat gewählt, werden Sie dann wieder antreten und sich zur Wahl stellen?

Gordon Heringshausen:Das kann ich heute noch gar nicht sagen, das ist für mich noch offen. Denn momentan ist so wenig Bewegung innerhalb der Stadt und im Rat, das hängt von den Leuten ab, die da kandidieren. Ob man letztendlich mit einer frischen Mannschaft starten will im Rat oder ob sich wieder die Alteingesessenen einfinden. Dann kann man sich immer noch die Frage stellen, will man das eigentlich noch. Man hat schließlich auch eine Reputation zu verlieren. Viele haben gesagt, warum trittst du dann nicht aus der Fraktion aus. Dann habe ich gesagt, wenn wir jetzt alle hinschmeißen, dann überlässt man den ewig Gestrigen das Feld und den Verhinderern und den Bedenkenträgern und Neinsagern, die wir seit Jahren erleben.

Ich möchte auch nochmal sagen, es geht ja immer um junge Ideen und Mitglieder usw. ich bin ja persönlich überhaupt gar nicht mehr Jung. Es ist ja schlimm innerhalb der CDU, das man jemanden, der knapp 50 Jahre alt ist, als junges Mitglied bezeichnet und irgendwie sagt, die Jungen müssen ja auch mal ran. Aber die Jungen werden zwischenzeitlich Uralt, wenn andere nicht ihre Positionen freiräumen, um diesen jungen Mitgliedern eine Chance zu geben. Das hängt nicht mit dem körperlichen Alter zusammen, aber das kognitive Alter ist hier elementar“.

Meetingpoint JL: Wer sollte denn dann den Stadtrat anführen in zwei Jahren?

Gordon Heringshausen: “Es ist üblich, dass die größte Fraktion den Stadtratsvorsitzenden vorschlägt und dieser dann durch die Mitglieder gewählt wird. Der Stadtratsvorsitzende hat nicht nur die Aufgabe die Sitzung zu leiten, sondern ist auch der Vertreter des gesamten Stadtrates in der Öffentlichkeit und da brauchen wir eine Persönlichkeit die eine Zukunftsorientierung hat und selbst geben kann und vor allem auch eine gewisse geistige Beweglichkeit hat. Daher spielt es eigentlich keine Rolle ob da vorne einer sitzt der von der größten oder kleinsten Fraktion kommt. Es braucht als Vorsitz eine Person, die eine gewisse Allparteilichkeit ausstrahlt, die vereinen und versöhnen kann. Gerade in unserem Stadtrat ist das wichtig, dass man eine Person hat, die die Menschen wieder zusammenbringt, die sich für Genthin engagieren wollen. Ich unterstelle einfach mal jedem im Rat, dass er sich für Genthin engagieren will. Man erlebt zuweilen andere Verhaltensweisen, aber das unterstelle ich einfach jedem Ratsmitglied, von daher müsste man überlegen, wen man nachher an dieser Position dann sichtbar machen will”.

Bilder

Quelle: Privat
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Kommentare

  •  
    Ralf Glinke schrieb um 18:16 Uhr am 18.07.2022:
    Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die belegen dass jüngere Menschen durch ihre Jugend ein „Mehr“ an Lebenserfahrung haben als Ältere. Entschuldigung Herr Heringshausen, aber ich habe immer gedacht, dass Herr Mangelsdorf, Herr Müller und die anderen Stadträte von den Bürgern der Stadt Genthin ihren Wählerauftrag erhalten haben. Wenn sie jedoch der Meinung sind, sie haben einen Auftrag von der CDU und sie müssten jetzt der CDU folgen, dann hätten sie es den Wählern von Anfang an sagen müssen. Ich denke, nur der Wähler hat entschieden wer in den Stadtrat kommt und auch nur der Wähler kann entscheiden, wer wieder abgewählt wird. Aber auch dies, wird manchmal ad absurdum geführt. Beispiel- schauen Sie doch nur ihren Abgewählten jetzt nachgerückten Kandidaten an.
    Und nun etwas ganz Persönliches. Wer so respektlos mit älteren Bürgern umgeht und das dann auch noch in der Öffentlichkeit, der zeigt mehr über seinen Charakter, als über den, den er kritisiert. Die Begriffe die dort verwendet werden
    Zitat Herr Heringshausen: „…….. dann überlässt man den ewig Gestrigen das Feld und den Verhinderern und den Bedenkenträgern und Neinsagern, die wir seit Jahren erleben.“
    sind dann auch nette Hinweise an Altbürgermeister und Stadträte.
    Der Höhepunkt ihrer Ausführungen ist aber der Begriff „kognitives Alter“, es gibt kein kognitives Alter, es gibt kognitive Einschränkungen im Alter und damit ist gemeint, der Beginn von Demenz! Sie tragen zwar einen Titel, aber sie sind definitiv kein Mediziner. Deshalb ist diese Behauptung ehrverletzend.
    Eine Frage habe ich natürlich noch, wäre es nicht möglich gewesen ihre unterschiedlichen Auffassungen intern zu klären. Für diese öffentliche zur Schaustellung sollten Sie sich schämen, aber auch der Meetingpoint sollte mal nachdenken, ob man durch einseitige Berichterstattung Lebensleistungen kaputt machen oder gar zerstören will.
    • G.Heringshausen schrieb um 21:44 Uhr am 20.07.2022:
      https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Politikberatung/pdf/Lindenberger-S69-82.pdf
      Stichwort: Lektüre
      Lieber Ralf Glinke, wir kennen uns ja gar nicht…. aber gerne können wir uns mal bei einem persönlichen Gespräch zu unseren unterschiedlichen Standpunkten austauschen. Kommen Sie doch einfach auf mich zu.

      Beste Grüße G.Heringshausen

  •  
    Oha schrieb um 11:06 Uhr am 18.07.2022:
    Chapeau!
    Die Altherren-Seilschaften und Steigbügelhater vom BM kleben in GNT halt an ihren Stühlen.
    Hoffen wir mal, dass spätestens nach den nächsten Wahlen sich was ändert.
    Vielleicht stehen dann nicht wieder die ewig gestrigen Kandidaten auf dem Stimmzettel und die Bürger der Stadt gehen dann zur Wahl.