In Brettin sind gestern die Schüler der Sekundarschule auf die Barrikaden gegangen. Die Sekundarschule hat nach dem Schulentwicklungsplan 2022 zu wenig Schüler, um allein fortzubestehen. Die Diskrepanz liegt hier gerade einmal bei 20 Schülern, denn wie im Entwicklungsplan vorgesehen, hat Brettin laut Janett Kliemann, Stadträtin von Jerichow, nur 220, statt 240 Schüler. Das ist ein Problem.
Dadurch hatte das Landesschulamt von Sachsen-Anhalt, die Fusion zwischen der Brettiner und der Genthiner Sekundarschule am Baumschulenweg bestimmt. Durch diese Fusion wird nun vermutet, dass das Pilotprojekt der Brettiner Schule „Mehr Praxis für mehr Zukunft“, welches eine enge Verzahnung der Schüler mit ortsansässigen Unternehmen und Betrieben bedeutet, in Gefahr steht. Wie die Projektunterstützerin und Stadträtin Kliemann der Gemeinde Stadt Jerichow erklärt, sind bereits 17 Unternehmen an dem Projekt beteiligt, bei dem Schüler praktisches Arbeiten und die Unternehmen kennenlernen können. 30 weitere Unternehmen sind bereits auf das Projekt aufmerksam geworden und haben ihr Interesse daran bekundet, so Kliemann.
Für die Aktivitäten, die mit dem Projekt verbunden sind, braucht es neben den Unternehmen aber auch Lehrer, die mit den Schülern Projekttage veranstalten. Das wird wohl mit der Fusion nicht mehr stattfinden können, denn man hat nun die Angst, dass durch die Fusion der beiden Schulen, Lehrer aus Brettin in regelmäßigen Abständen nach Genthin müssen, um dort zu unterrichten. Die Schüler selbst hängen ebenso an dem Projekt und wollen es nicht in Gefahr bringen. Daher fordert man vom Landkreis, sich für seine Schule stark zu machen.
Der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt (SPD), hat zu diesem Thema Stellung bezogen und meinte gegenüber dem Meetingpoint, dass man seitens des Landkreises versucht hat eine Fusion zu verhindern. Das hat man in diversen Kontakten mit dem Landesschulamt klar gemacht. Denn für den Landkreis mache es laut Burchhard keinen essentiellen Unterschied, wenn die Brettiner und die Genthiner Schule zusammengelegt werden. Die Kosten für den Landkreis sind nahezu identisch.
Doch die Bemühungen führten zu keinem Erfolg.
Daher hatte der Landkreis vor einem halben Jahr die Bildungsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, Eva Feußner (CDU) nach Brettin eingeladen. Hier wollte der Landrat die Ministerin dazu bewegen, sich gegen eine Fusion beim Landesschulamt einzusetzen. Aber auch die Ministerin hatte laut Burchhardt nicht eingelenkt, lediglich einen Aufschub von einem Jahr wurde der Schule eingeräumt. Diesen Aufschub sollte die Schule nutzen, um eine Kooperative mit der Genthiner Sekundarschule zu Gründen. Diese Kooperative sollte aber eine Fusion nicht verhindern, sie sollte lediglich darauf abzielen einen Übergang leichter zu gestalten.
Einzig eine Steigerung der Schülerzahlen hätte eine Fusion verhindern können. Wie der Landrat Burchhardt meinte, hatte auch hier der Landkreis in den vergangenen Jahren bereits versucht entgegen zu wirken. Denn bereits jetzt hat man Genthin übergangen und Schüler von Genthin und Parchen nach Brettin geschickt um den Standort zu sichern. Doch die Kapazitäten sind auch hier begrenzt, da die Problematik der Schülerzahlen an allen umliegenden Schulen in Genthin und Parey besteht.
Aber auch mit der Erstellung eines eigenen Schulentwicklungsplans, der generell weniger Schüler in der Brettiner Schule vorsah, konnte der Landkreis bei der Landesschulbehörde nicht punkten, der zweite Punkt der Ablehnung des Entwicklungsplans lag in der Prognose der zu erwartenden Schülerzahlen. Diese Prognose musste, wie Burchardt ausführte, auf die vergangenen Schuljahre, in denen Brettin schon immer zu wenig Schüler hatte, aufbauen.
Landkreis befindet sich in der Pflicht.
Die Fusion ist für den Landkreis durch die gescheiterten Versuche eine reine Beschlussformalie im Kreistag. Denn beschließt der Kreistag in den kommenden Sitzungen nicht die Fusionierung, komme laut Burchhardt, als Konsequenz, die Schulschließung und das will niemand.
Daher ist die Fusion das einzige Mittel dies zu verhindern. Sie sollte daher auch als Chance wahrgenommen werden, wie Burchhardt meint. Denn es liegt an der Schulleitung selbst, wie der Unterricht an den beiden Standorten gestaltet wird. Zwangsläufig kann die Fusionierung so gestaltet werden, dass sich laut Burchhardt nichts an der Brettiner Schule ändert. Lediglich das Elternkuratorium und die Schulleitung müssten angepasst werden.
Wo liegt das eigentlich Problem und warum versteift man sich so auf Schülerzahlen?
Das liege nach dem Verständnis des Landrates in der mangelnden Lehrerzahl. Es gibt schlussweg einfach zu wenig Lehrer, weshalb man seitens des Landesschulamtes gucken muss, dass man diese begrenzte Personaldichte gerecht verteilt. Bedeutet im Klartext, das in einer Schule eine Klasse aus 10 Schülern besteht und in einer anderen Schule die Klasse aus über 30 Schülern. Hier macht es mehr Sinn, zwei Schulklassen mit jeweils 20 Schülern zu formieren. Wie und an welchem Standort diese Formierung gestaltet wird, liegt dann bei der Schulleitung.
Fazit: Deutschland hat zu wenig Lehrkräfte, allein in Sachsen-Anhalt fehlen laut Medienberichten nahezu 10.000 Lehrer in den kommenden Jahren. Das geht zu Lasten der Schulen und die Landesverwaltung muss hier haushalten um das zu kompensieren. Die Idee der Fusion ist hier das Mittel der Wahl gewesen, um Schulschließungen generell zu verhindern. Ob das Projekt der Brettiner hier in Gefahr steht, wird die Zukunft zeigen. Man könnte den Landrat in dieser Sache auch so verstehen, dass das Projekt mit der Fusionierung auch in der Genthiner Schule eingeführt werden kann.
Kommentare