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Bürgermeister-Wahlforum in Jerichow, Teil 2: Das sagen die Kandidaten zu Kita-Schließzeiten, Feuerwehr und dem Verhältnis zu Genthin

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 21.01.2023 / 07:03 Uhr von cl
In der kommenden Woche wird in Jerichow ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Kürzlich konnten interessierte Bürger den Bewerbern bei einem Wahlforum kritische Fragen stellen. Wir waren dabei: [KLICK]. Heute wollen wir euch weitere Standpunkte von Birgit Albrecht (AfD), Cathleen Lüdicke (parteilos/ FWG Jerichow), Mathias Matschoß (CDU) und Manuel Müller (Die LINKE) vorstellen.

Kindergarten-Schließzeiten
Ein Bürger, der zugleich ein landwirtschaftliches Unternehmen führt, hatte das Thema Kita-Schließzeiten zur Sprache gebracht. Gerade im Sommer sei das ein großes Problem. Die Mitarbeiter mit Kindern werden länger im Betrieb gebraucht, als es die Öffnungszeiten der Kitas zulassen. Auch eine sommerliche Schließzeit von zwei Wochen sei problematisch. Mitarbeiter sollen sich deshalb aber nicht vom Berufszweig abwenden, daher ging die Frage an die Kandidaten, ob sie das Thema Kita-Schließzeiten in ihrer Amtszeit anpacken werden.

Birgit Albrecht: Das Thema Schließzeiten sei für Eltern immer belastend. Sie möchte sich dafür einsetzten, dass es mindestens eine Kita mit veränderten Schließzeiten in der Einheitsgemeinde gibt. Es gebe genügend Eltern, die auf dem Bau, im Einzelhandel, der Pflege oder Landwirtschaft arbeiten und das Angebot bräuchten.

Cathleen Lüdicke: Die Schließzeiten seien ein wichtiges Thema für Eltern und Arbeitgeber. Die Problematik ist ihr aus dem Stadtrat nicht bekannt, meinte Lüdicke. Man müsse aber auch die Seite der Verwaltung sehen. Auch diese Argumente müssen einbezogen werden. Sie ist zu Gesprächen bereit, um eine gute Lösung für beide Seiten zu finden.

Mathias Matschoß: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heutzutage in aller Munde, meinte Matschoß. Er kann die Problematik gut nachvollziehen, eine Zeit lang ging es dem Familienvater genauso. Pauschal könne man nicht sagen, dass das auf jeden Fall gemacht werden kann. Man müsse auch gemäß Arbeitszeitverordnung prüfen, was möglich ist. Der Bedarf muss geprüft werden, konkret wie viele Kinder es betrifft, und dann kann reagiert werden.

Manuel Müller: Er kann das Anliegen als gelernter Landwirt nach eigenen Aussagen „am besten“ verstehen. Müller setzt sich zudem für die Senkung der Kita-Beiträge ein. Aber nicht nur die Beiträge müssten aus seiner Sicht gesenkt werden. Ein Problem sieht er darin, dass es womöglich nicht genügend Erzieher gebe, die nachmittags und abends im Einsatz sein können. Neues Personal einzustellen sei immer etwas „kritisch“. Auch Menschen, die in Schicht-Berufen arbeiten, seien besonders betroffen. Er findet, dass Jerichow als kinderfreundliche Gemeinde das Anliegen anpacken muss.

Wie kann die Zusammenarbeit mit der Stadt Genthin verbessert werden?
Wie der Moderator im Wahlforum ausgeführt hat, hat es um das kommunalpolitische Verhältnis der Gemeinden Jerichow und Genthin in den vergangenen Jahren nicht zum Besten gestanden. Gemeint sind damit vermutlich auch und vor allem die Streitigkeiten im Tourismusverein Genthin – Jerichow – Elbe-Parey e.V. Der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther war in Folge dessen sogar gegen seine Amtskollegen der Nachbargemeinden – und damit auch gegen den verstorbenen Jerichower Bürgermeister Harald Bothe – vor Gericht gezogen. Aber was wird das zukünftige Stadtoberhaupt tun, um das Verhältnis zu verbessern?

Manuel Müller: Das Verhältnis sei immer ein bisschen angeknackst gewesen. Das habe er auch im Stadtrat erfahren müssen. Müller findet das schade, da es gemeinsame Unternehmen gibt. Die Bürger sollten von der Zusammenarbeit etwas haben. Man muss verhandeln können – das habe er in seiner Arbeit im Außendienst mit Landwirten gemerkt. Untereinander sei es oft schwer zwischen den Landwirten zu vermitteln. Müller fühlt sich daher gut gewappnet, die Bürgermeister wieder auf Augenhöhe zusammenzubringen.

Mathias Matschoß: Er war bereits mit Elbe-Pareys Bürgermeisterin Nicole Golz im Gespräch. Es gebe viele neue Themen, die man im Rahmen der Digitalisierung nicht allein bewältigen muss. Gemeinsame Aufgaben sollte man auf Augenhöhe lösen, Konzepte ebenso gemeinsam erarbeiten. Das Miteinander kann in Zukunft wieder forciert und verstärkt werden.

Cathleen Lüdicke: Man sollte interkommunal aktiv sein. Sie geht an diese Zusammenarbeit mit Genthin neutral heran. „Ich kenne Herrn Günther persönlich überhaupt nicht und bin in dem Punkt sehr neutral“, so Lüdicke über den Genthiner Amtsinhaber. Sie setzt in dieser Sache auf Diplomatie, die ihr nach eigenen Aussagen auch bedingt durch ihre Arbeit als Disponentin liegt.

Birgit Albrecht: „Gemeinde kommt von gemeinsam“, so Albrecht. Matthias Günther kennt auch sie nicht persönlich. Sie schließt sich hier der Meinung von Cathleen Lüdicke an. Auch Sicht von Birgit Albrecht muss man zusammen „an einen Tisch“ und die Probleme ausdiskutieren, um zu sehen, wo es in Zukunft hingeht.

Wie stehen die Bewerber zur Freiwilligen Feuerwehr?
Die Ortschaften der Einheitsgemeinde sind durch die zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren geprägt. Viele Jugendliche sind bereits als Nachwuchs dabei, auch Feuerwehrvereine gibt es in den Dörfern. Zum Punkt der Wertschätzung und Zusammenarbeit wollten die Zuschauer von den Bewerbern wissen, welche Haltung sie gegenüber der Feuerwehr haben.

Birgit Albrecht: Feuerwehr sei für sie „unheimlich wichtig“. Sie möchte sich bei den Wehren für die tolle Arbeit bedanken. Wenn es nach ihr ginge, würden die Feuerwehren finanziell viel mehr unterstützt werden. Sie bedauert es, dass die Ortswehren so wenig bekommen, geraden in Sachen Ausstattung müsse mehr passieren. Auch die Jugendarbeit muss intensiviert wird. „Ich verneige mich vor euch, ihr seid tolle Retter“, so Albrecht. Sie will sich auch für eine weiterhin gute Ausbildung einsetzen.

Cathleen Lüdicke: Lüdicke berichtete, dass sie die Anliegen der Feuerwehr gut kennt, da sie mit dem Karower Wehrleiter verheiratet ist. Auch die Angehörigen der Feuerwehrleute sollte man aus ihrer Sicht nicht vergessen, da es wichtig ist, dass die Familie dahintersteht. Es gebe Einsätze, die schwer zu verarbeiten sind. Auch Waldbrände sind ein heißes Thema, wie sie aus der Zusammenarbeit in ihrem Job als Holzdisponentin mit dem scheidenden Jerichower Stadtwehrleiter Ralf Braunschweig weiß. Erfahrungsgemäß sind hier keine besseren Aussichten zu erwarten, was die Trockenheit in den Wäldern angeht. Lüdicke weiß nach eigenen Aussagen, dass bei der Feuerwehr tolle Arbeit geleistet wird, da sie selbst einen Feuerwehrmann zu Hause hat.

Mathias Matschoß: Da sein Opa Feuerwehrmann war, ist er schon immer mit der Feuerwehr verbunden und zieht den Hut vor den Kameraden. Die Öffentliche Sicherheit und Ordnung sei ihm eine Herzensangelegenheit. Er zeigt seinen höchsten Respekt, dass die Feuerwehrleute immer für die Menschen da sein. Zum Thema Aufwandsentschädigungen gäbe es nach Aussagen von Matschoß geteilte Meinungen, aber die Aufwände müssten entsprechend für diejenigen gezahlt werden, die aktive Arbeit leisten. Wichtig sei auch die Sachausstattung und die technische Ausstattung. Das alles nützt aber nichts, wenn keiner mehr die Sachen nutzt. Die Nachwuchsfrage sei „unheimlich wichtig“, so Matschoß. Schon die Jüngsten sollten für das Ehrenamt begeistert werden.

Manuel Müller: Er zieht den Hut vor dem Ehrenamt Feuerwehr. Ein Mandat im Stadtrat sei dagegen „ein Witz“. Die Feuerwehren haben Wertschätzung verdient – was sie konkret brauchen, muss man im Gespräch direkt herausfinden. Persönlich hat er nichts mit der Feuerwehr zu tun, daher müssen die Verantwortlichen gefragt werden, wo etwas fehlt und dann müsse geschaut werden, was die Stadtverwaltung tun kann.

Weitere Standpunkte der Kandidaten stellen wir euch in der kommenden Woche im Wahlforum, Teil 3 vor.

Bilder

Die Kandidaten beim Wahlforum am 17.1.
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