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Bürgermeisterwahl in Jerichow: Kandidat Mathias Matschoß im Interview

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 20.12.2022 / 08:04 Uhr von cl
Am 29. Januar 2023 findet die Bürgermeisterwahl in Jerichow statt. Bisher haben sich drei Kandidaten zur Wahl bereit gemacht. Heute stellen wir euch Kandidat Mathias Matschoß (CDU) im Interview vor. Das Motto des 42-jährigen Roßdorfers lautet „Aus der Mitte Jerichows - Aus Liebe zur Heimat“.

Steckbrief:
Mein Name ist Mathias Matschoß, ich bin 42 Jahre jung, habe 2 Kinder und lebe mit meiner Familie in Roßdorf. Ich bin sehr sportbegeistert und in meiner Freizeit betätige ich mich gern Zuhause an unserem Grundstück. Derzeit bin ich als Referent im höheren Dienst für Informations- und Kommunikationstechnik-steuerung, Digitale Transformation, IT-Konsolidierung, Green IT im Referat des IT-Beauftragten des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz tätig

Zuvor war ich mit der Leitung der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime für die Wirtschaft und Behörden sowie Kommunen im Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt betraut. Ich habe neben dem Masterstudium zum Master of Science (M.Sc.) IT-Governance, Risk and Compliance Management zuvor ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt erfolgreich absolviert.

Meetingpoint JL: Warum stellen Sie sich als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung und was befähigt Sie als beste Wahl für die Einheitsgemeinde?

Mathias Matschoß:
Was motiviert mich?
Ich bin in Jerichow aufgewachsen ggü. dem heutigen Rathaus (damals Ambulatorium) und in Redekin. Meine Urgroßeltern, Großeltern und Eltern sind in Einheitsgemeinde Stadt Jerichow, geboren, aufgewachsen, haben dort gelebt und sind dort auch beerdigt. Durch die intensiven familiären Beziehungen begründet sich meine Heimatverbundenheit. Ich durfte als Kind schon Hochwasser auf dem Burgberg erleben, habe Brötchen bei Bäcker Rode geholt, bei Luckes Schnitzel gegessen, bin im Ambulatorium von Dr. Mahler behandelt worden, habe im Fachkrankenhaus am Zaun mit den russischen Soldaten Abzeichen getauscht, habe zusammen mit meinem Opa Helmut bei Onkel Otto Flaschen, Papier und Kaninchenfelle abgegeben und bin mit meiner Ur-Oma Hilde als Schaffnerin mit dem Triebwagen zw. Genthin und Schönhausen gependelt

Als kleiner Junge habe ich die Wende in Jerichow miterlebt, wie die Stadt zur grauen Maus wurde und in einen Dornröschenschlaf verfiel. Mit den 2000er Jahren kam mit Harald Bothe der Aufschwung, welcher mit Gründung der Einheitsgemeinde 2009 weiter voranschritt und sich bis heute stetig fortsetzte und nunmehr durch die Modernisierung die Stadt Jerichow mit seinen Ortschaften eine schöne Region zum Leben geworden ist. Seit der letzten Kommunalwahl 2019 darf ich mit Spaß, Freude und engagiert die Geschicke der Stadt mit verantworten.

Derzeit ist das gesellschaftliche Leben sehr hektisch und voller Risiken. Corona ist noch gar nicht richtig vorbei und wir müssen uns mit den Folgen des Ukraine Krieges auseinandersetzen. Lebensmittelengpässe, fehlende Rohstoffe, Produktionsausfälle, unterbrochene Lieferketten und dann die für Jeden spürbare Energiekrise. Alles Faktoren von denen wir jeder persönlich betroffen sind, so auch unsere Verwaltung. Demnach haben wir keine Zeit lange abzuwarten, sondern müssen sofort handeln, um einen Rückschritt zu verhindern. Dies erfordert Kompetenz und Entschlossenheit, welche ich mitbringe, um motiviert für unser gesellschaftliches Miteinander einzutreten.

Was befähigt mich?
Das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters ist als komplexe Verwaltungstätigkeit zu verstehen. Hierfür sollten m.E. nach den entsprechenden Kompetenzen als Grundvoraussetzung vorhanden sein, um die erfolgreiche Führung einer Verwaltung zu gewährleisten. Meine Befähigungskompetenzen möchte ich Ihnen nachfolgend aufzeigen. Die Grundvoraussetzung für meine Tätigkeiten war das Studium zum Diplom-Verwaltungswirt, welches ich in meiner beruflichen Laufbahn mit einem Masterstudium zum Master of Science für IT Governance, Risk and Compliance Management erweitert habe. Zudem habe ich während meiner Tätigkeiten eine Vielzahl von Fortbildungen zur Steigerung der Führungs- und Verwaltungskompetenzen besuchen dürfen.

Seit nunmehr knapp 25 Jahren als Beamter und Soldat auf Zeit, ist mein berufliches Leben durch meine unterschiedlichen Tätigkeiten in Bund und Land im Kontext von Verwaltung geprägt, wobei ich mir umfangreiche Verwaltungserfahrung aneignen konnte. Meine ausgeprägten Führungs- und Verwaltungserfahrungen und Kompetenzen beruhen auf verschiedenen Verwendungen bei der Bundeswehr, als auch beim LKA durch Leitung der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime für die Wirtschaft, Behörden und Kommunen sowie durch meine Tätigkeit in einem Bundesministerium

Infolgedessen konnte ich durch Beteiligung an Entwicklungen des Bundes-, (Bundesministerium) des Landes (LKA) sowie auf kommunaler Ebene (Landkreise, Gemeinden) mitwirken und mich dadurch sehr gut vernetzen. Meine Studien waren sehr juristisch geprägt, sodass hierdurch die Fachexpertise für Anwendungen, Auslegung und Interpretation von formellen Vorgaben (Gesetze, Satzungen und VO´s) entwickelt werden konnte, was ein großer Bestandteil meiner täglichen Arbeit ist. Durch den beruflichen Einfluss im öffentlichen Dienst konnte ich umfangreiche Erfahrungen mit komplexen Verwaltungsmechanismen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sammeln, was einher geht mit vielseitigen Erfahrungen im Geschäftsprozess- und Projektmanagement.

In diesem Kontext sind meinerseits Kenntnisse im Bereich Haushaltsplanung und –verwaltung, was derzeit eine der Hauptaufgaben ausmacht, dringend erforderlich. Tätigkeiten im Öffentlichen Dienst sind in aller Regel hierarchisch geprägt, demnach konnte ich mir gute Schlüsselkompetenzen aneignen, welche mir die Kommunikation und Interaktion mit Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen auf verschiedenen Hierarcheebenen ermöglichen. Infolge meiner privaten, als auch beruflichen Bestrebungen war es mir möglich ein sehr gutes Netzwerk aufzubauen, welches nützlich ist, um kommunale Themen in der Landes- und Bundespolitik zu platzieren und Mehrwerte für unsere Einheitsgemeinde zu generieren

Meetingpoint JL: Welchen Hürden muss sich die Einheitsgemeinde Ihrer Meinung nach in der Zukunft stellen und wie wollen Sie diese meistern?
Mathias Matschoß:
Harald Bothe und viele aktive Wegbegleiter haben gute Arbeit geleistet, da gilt es anzuknüpfen. Durch die gut etablierte und funktionierende Verwaltung lassen sich die Aufgaben gut bewältigen

Uns fehlt ein Leitbild für die Verwaltung der Stadt Jerichow und den dazugehörigen Ortschaften, welche die Leitlinien des Verwaltungshandeln festlegen und das Selbstverständnis der Verwaltung und den Umgang mit den Bürgerinnen und Bürger und das Miteinander beschreibt. Die bisher gelebte Bürgernähe und die Konstruktive Zusammenarbeit sollte darin festgeschrieben werden. Dies sollte gemeinsam erarbeitet und bedarfsorientiert angepasst werden unter Berücksichtigung von Grundvoraussetzungen des Servicemanagements

Viele Verwaltungen, speziell auf kommunaler Ebene, sind heutzutage immer noch nicht modern und sind in ihren Strukturen mitunter sehr veraltet. Das bezieht einerseits auf Prozesse innerhalb der Verwaltung und andererseits auf deren technischer Infrastruktur, welche nicht den aktuellen Anforderungen entspricht und daher dringend einer Aktualisierung und Erneuerung an aktuelle Normen und Standards sowie einer Vereinheitlichung bedürfen. Demgemäß liegt die Zukunft in einer „Hybriden Verwaltung“, welche mit ihren Möglichkeiten sowohl die fortgeschrittenen und auch die nachkommenden Generationen erreicht und hierbei die Vorzüge der klassischen mit der modernen Verwaltung vereint.

Damit einher geht die Verwaltungsleistungen gemäß gesetzlichen Vorgaben barrierefreier und transparenter zu gestalten und somit die Digitale Barrierefreiheit zu fördern. Somit sollen weite Wege zur Verwaltung für geeignete Verwaltungsleistungen entbehrlich werden. Zugleich muss das Angebot an Serviceleistungen, welches online verfügbar sein soll, ausgebaut werden. Ein Formular von der Internetseite der Stadt herunterladen, ausfüllen, unterschreiben, einscannen und per E-Mail zurückzusenden ist nicht digital. Hier gilt es zukünftig erheblich nachzubessern. Derartige Modernisierungen im Rahmen der Digitalisierung umfassen einen Großteil meiner Tätigkeit, weshalb ich meine Erfahrungen gern in die Verwaltung der Stadt Jerichow einbringen möchte

Gleichermaßen sollen die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessert werden, so dass ihnen hybrides Arbeiten ermöglicht werden kann. Das bedeutet, einerseits ein dezentrales Arbeiten von jedem Ort der Region zu ermöglichen und gleichzeitig dennoch in Präsenz für unsere Bürgerinnen und Bürger vor Ort Ansprechpartner zu sein. Das soll zum einen die Bürgernähe und das Miteinander fördern und andererseits die Arbeitgeberqualität verbessern, weniger Krankheitsausfälle, mehr Flexibilität und Steigerung der Arbeitnehmerzufriedenheit und deren Lebenssituationen (Work-Life-Balance)

Beispiel: Die Verwaltung der Stadt Jerichow wird durch einen Virus/ Trojaner angegriffen und die gesamte Verwaltung kann nicht mehr arbeiten?
Folgen: Daten gehen verloren = Datenschutzverletzung immense Kosten zur Fehlersuche und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit (Geld fehlt dann für andere Maßnahmen), Keine Geldauszahlungen für Bedürftige, kein Erstellen von Bescheiden, Telefonie funktioniert nicht mehr, keine Kommunikation mittels E-Mails, es kann kein neuer Personalausweis beantragt und keine Urkunden erstellt werden uvm.

Die Digitale Transformation der IT, was eine Erneuerung der Informations- und Kommunikationstechnologien bedeutet, ist bisher ausgeblieben und sollte zeitnah initiiert werden. Dazu sollte die überfällige Digitalisierung der Verwaltung entsprechend der Bedarfe und unter Berücksichtigung der verfügbaren Ressourcen, möglicherweise als gemeinsames Projekt mit benachbarten Einheitsgemeinden umgesetzt werden. Hierzu müssen zwangsläufig keine eigenen finanziellen Mittel aufgewendet werden. Für derartige Digitalisierungsvorhaben können Förderprojekte zur Digitalisierung genutzt werden, um die notwendigen Ressourcen zu generieren.

Ausgehend von der Erfassung des Ist Zustands der IT-Infrastruktur, ist unter Berücksichtigung und Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen (BSI-Grundschutz, IT-Sicherheit, Datenschutz etc.) ein Sollzustand für die nächsten 5 Jahre zu beschreiben. Kurzum, was habe ich, wo will ich damit hin und wie kann ich die Ziele erreichen?

Gleichzeitig ist ein unterstützendes IT-Rahmenkonzept einzuführen. Dieses gewährleistet eine permanente Leistungsfähigkeit der IT für die Verwaltung und dient als verbindliche Berechnungsgrundlage zur Planung des Haushaltes. Um für zukünftige Notfälle oder in dessen Steigerung im Krisen bzw. Katastrophenfall (Hochwasser, Cyberangriff, Stromausfall) handlungsfähig zu sein, bedarf es der Etablierung eines Krisen-und Notfallmanagements und die Erstellung von geeigneten Notfallkonzepten. Hierzu möchte ich mahnend auf den Katastrophenfall 2020 im Landkreis Anhalt-Bitterfeld hinweisen, welche nach einen Cyberangriff fast 6 Monate nicht richtig arbeitsfähig waren. Ich habe daran aktiv mitgewirkt und konnte in die Schwachstellen von Behörden einen noch tieferen Einblick gewinnen.

Des Weiteren sind bisher keine Steuerungsmechanismen innerhalb der Verwaltung im Einsatz, um die Verwaltungsprozesse und –mechanismen effektiv und effizient zu gestalten und Ressource zu schonen. Auch wenn glücklicherweise die Flutkatastrophe schon lange zurückliegt, darf der Hochwasserschutz nicht vernachlässigt werden und muss weiter vorangebracht werden, um unsere Bürgerinnen und Bürger zu schützen Infolge der in diesem Jahr ausgebliebenen Niederschläge bestanden erhebliche Probleme unsere Natur zu schützen. Auch hier müssen Vorkehrungen und Konzepte für unsere Natur und Landwirtschaft für unsere Region erarbeitet werden, um negativen Natureinflüssen besser entgegenzutreten.

Bisher nicht berücksichtigte oder noch nicht erfasste infrastrukturelle Missstände der Stadt Jerichow und den Ortschaften, wie Kitas, Schulen, Begegnungsstätten, marode Straßen und Gebäude u.a. sollten gemeinsam in einem Maßnahmenkatalog priorisiert dokumentiert werden damit sie zukünftig bei etwaigen Haushaltsplanungen berücksichtigt und dem Modernisierungsbestreben beitragen können.

Meetingpoint JL: Welche Maßnahmen würden Sie als Erstes in Ihrer Amtszeit umsetzen wollen?
Mathias Matschoß:
Wie mit Beginn der letzten Frage bereits erläutert, möchte ich an den bisherigen Erfolgen anknüpfen und werde die ersten 100 Tage nutzen, um die Mitarbeiter und deren Aufgaben kennenzulernen. Das umfasst auch das Interesse an den verschiedenen Ehrenämtern wie Feuerwehr, DLRG etc. sowie die Vereine und die Einheitsgemeinde selbst tiefer kennenlernen. Gleichzeitig will ich mir einen Überblick über die Prozesse und Verwaltungsmechanismen der Einheitsgemeinde verschaffen, diese bewerten und im Anschluss mögliche Optimierungs- und Verbesserungspotenziale gemeinsam mit den Mitarbeitern initiieren. Wichtig ist mir hierbei alle Mitarbeiter auf dem Weg und an den Prozessen zu beteiligen und mit Ihnen gemeinsam umzusetzen.

Meine Arbeit als Bürgermeister möchte ich sehr bürger- und zeitnah gestalten und strukturieren. Hierzu soll der persönliche Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort sowie mit den Ortsbürgermeistern und Ortschaftsräten gestärkt werden, so dass die Verwaltung sich als Dienstleister versteht und gleichzeitig aber auch als Innovator und Enabler (Möglichmacher) wahrgenommen wird. Es ist mir ein Bedürfnis vor Ort zu sein und im Dialog vor Ort die Menschen unserer Region kennenlernen, vor allem die Menschen, die ich bisher noch nicht kennenlernen durfte.

Mein persönlicher Leitgedanke ist den Bürgerinnen und Bürger zu dienen und nicht zu regieren. Die Corona Pandemie ist für viele Menschen nur noch latent zu spüren. Dennoch sollten wir die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser außergewöhnlichen Zeit analysieren und dokumentieren, um daraus verbesserte und optimierte Methoden und Kompetenzen für die Zukunft abzuleiten. In diesem Kontext ergeben sich mögliche Handlungsfelder wie hybrides Arbeiten, Steigerung der Arbeitgeberattraktivität, Verwaltungsleistungen digital und barrierefrei zugänglich machen, welche wir anhand der Ergebnisse neu bewerten und umsetzen müssen.

In der Vergangenheit wurde ein starker Austausch mit den angrenzenden Einheitsgemeinden gelebt, diesen sollten wir weiter ausbauen und das Netzwerk weiter verstärken. So ist es möglich Synergien zu nutzen und durch gemeinsame Projekte Ressourcen zu bündeln und zu schonen. Gleichzeitig wird das Miteinander gefördert und ein erheblicher Mehrwert für unsere Bürgerinnen und Bürger erzielt. Die gemeinsam gesetzten Ziele können wir durch Bürgernähe, Lebensfreude, Ehrlichkeit und Biss erreichen.

Meetingpoint JL: Wie möchten Sie alle Ortschaften in Zukunft in die Entwicklung der Einheitsgemeinde einbeziehen?
Mathias Matschoß:
Wir sollten an den bisherigen Erfolgen gemeinsam anknüpfen. Auch zukünftig ist es wichtig, dass unsere Ortschaften ihre Identität behalten und eigenverantwortlich ihre Wege gehen dürfen. Die Ortsbürgermeister und Ortschaftsräte sind das Bindeglied zur Verwaltung, daher sollte sich dazu auf Augenhöhe und intensiv ausgetauscht werden, um Anliegen und Probleme zu erkennen Die Zusammenarbeit mit den Ortsbürgermeistern, Ortschafts- und Stadträten soll zukunfts- und lösungsorientiert geprägt sein. Als Verwaltung sollten wir uns in der Rolle als persönlicher Ansprechpartner für wirtschaftliche Neuansiedlung und bestehende Unternehmen sehen, indem wir die Förderung eines Kooperationsdialogs (Vermittler) initiieren, um das Miteinander zu verstärken. In diesem Zusammenhang sind Ortschaftsräte mit ihren Bürgermeistern ein wichtiger Kommunikationspartner.

Meetingpoint JL: Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine aus Ihrer Sicht auf die Region?
Mathias Matschoß:
Zum einen besteht eine hohe Betroffenheit von Bürgerinnen und Bürger in der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow deren Wurzeln in der Ukraine liegen bzw. von deren Familien, die dort noch heute leben. Es sind schon eine Vielzahl von Kriegsflüchtlingen in unsere Einheitsgemeinde gekommen und kommen auch weiterhin und bedürfen Wohnungen, Lebensmittel, medizinische Betreuung und Dinge des täglichen Lebens, welche nur mit einer adäquaten Betreuung und in Begleitung der Verwaltung gewährleistet werden können. Es ist von hoher Bedeutung die geflüchteten Menschen in die Lebens- und Arbeitswelt unserer Einheitsgemeinde zu integrieren.

Durch die Energiekrise sind wir direkt betroffen und es ist sehr viel Bewegung in dieser Situation aufgrund der Dynamik des Krieges. Wir sollten gemeinsam Lösungen erarbeiten, dass Rechnungen und andere finanzielle Verpflichtungen für uns als Kommune und unsere Bürgerinnen und Bürger bezahlbar bleiben. Wir müssen die Situation und die Geschehnisse beobachten damit man uns nicht abhängt. Es gilt einen Rückschritt zu verhindern, welcher nur schwerlich wieder aufzuholen ist.

Meetingpoint JL: Wie schätzen Sie die (fach-)ärztliche Situation in der Region ein? Gibt es aus Ihrer Sicht genügend Ärzte und wie könnten junge Mediziner für die Arbeit in einer ländlichen Region wie Jerichow motiviert werden?
Mathias Matschoß:
Der (fach-)ärztliche Mangel ist jedem bekannt, daher kann man die Situation keinesfalls als befriedigend betrachten und bedarf dringend einer Zunahme von Ärzten, welcher dem Ausbau der medizinischen Versorgung zuträglich ist.

Wie kann man es erreichen? Durch Steigerung der Attraktivität der Lebens- und Arbeitsqualität in der EHG Stadt Jerichow mittels einer leistungsstarken und attraktiven Infrastruktur, indem man Anreize schafft, um sich hier im ländlichen Raum niederzulassen, dazu bedarf es guter Räumlichkeiten, einem einfachen Zugang zu Verwaltungsleitungen und bürokratische Barrieren abbauen sowie digitaler Kompetenzen. Wenngleich ist der (fach-)ärztliche Mangel kein allein kommunales Problem. Diese Aufgabe ist nur mit Hilfe der Landes- und Bundespolitik in Zusammenarbeit mit den kassenärztlichen Vereinigungen zu lösen, da hier ein ganzheitliches Konzept notwendig ist.

Meetingpoint JL: Beschreiben Sie bitte kurz, was die Einheitsgemeinde für Sie wirtschaftlich und persönlich ausmacht und welchen Mehrwert alle Einwohner nach dem Ablauf Ihrer Amtszeit spüren könnten?

Mathias Matschoß:
Wirtschaftlich
Wirtschaftlich betrachtet hat die Stadt Jerichow und deren Ortschaften einen ausgeglichenen Haushalt. Wir sind trotz der ländlichen Struktur durchaus interessant als Wirtschaftsstandort durch vorhandene erschlossene Flächen innerhalb der bestehenden Infrastruktur (Jerichow, Redekin, Kleinwusterwitz, und Roßdorf). Wir verfügen über günstige Verkehrsanbindungen sowohl über Schiene, Straßen oder Wasserwege. Wir sind unternehmensoffen durch unsere heterogene Unternehmenskultur – und -landschaft mit unterschiedlichen Unternehmenszwecken von A wie Agra bis Z wie Zahnarzt, welche sich über alle Lebensbereiche erstreckt, sodass kein Ungleichgewicht oder Mangel besteht. Als letztes möchte auf unsere gut funktionierenden landwirtschaftlichen Betriebe hinweisen, welche als Stütze der Gesellschaft betrachtet werden können.

Persönlich
Wir leben als Bürgerinnen und Bürger der Stadt Jerichow und deren Ortschaften in einer schönen Region mit vielseitigen Möglichkeiten, welche sich durch gute Lebens- und Arbeitsqualität und durch gute urbane Strukturen (Verwaltung, Schulen, Kitas, Vereine, Begegnungsstätten, Einkaufmöglichkeiten, Gastronomie, Kunst und Kultur) auszeichnet. Auch an dieser Stelle muss noch einmal auf unsere gute Verkehrsanbindung durch ein ausgebautes Straßennetz sowie öffentliche Verkehrsmittel (Bus und Bahn) hingewiesen werden.

Wir liegen geografisch sehr günstig und in unweiter räumlicher Nähe zu Großstädten wie Berlin, Potsdam, Brandenburg oder Magdeburg. Unsere Region zeichnet sich zusätzlich durch interessante Menschen, welche sich durch ihr Engagement für das Miteinander (Bürgerinitiative) und offen für Neues sind, aus. Wir verfügen über zahlreiche Sehens- und schützenswerte Einrichtungen wie das Kloster Jerichow, viele kleine schöne Kirchen wie bspw. Schinkelkirche in Kleinwusterwitz oder die Kirche und das Schloss in Karow, Tierpark Zabakuck, Touristenzentrum Zabakuck sowie das Amateurtheater Redekin, welche alle gemeinsam nach Zuschauern verlangen.

Als weiteres sind unsere Sportstätten und Anlagen zu nennen, wie in Redekin, Jerichow, Brettin, Karow, um nur einige zu nennen, welche genutzt werden wollen. An dieser Stelle möchte ich auf die zahlreichen mit Engagement geführten Vereine aufmerksam machen, wie Heimat-und Sportvereine, Reit- und Turniervereine, Feuerwehrvereine, Kleintierzuchtvereine, Oldtimerverein, um nur einige zu nennen, welche zum Mitmachen einladen. Zu guter Letzt können wir mit Stolz eine sehr gut engagierte und organisierte Jägerschaft, vorweisen.

Mehrwert
Nicht erst nach, sondern auch während meiner Amtszeit sollen die Bürgerinnen und Bürger die Förderung und Stärkung des Ehrenamts wahrnehmen. Diese steht direkt im Einklang mit der Steigerung der Lebens- und Arbeitsqualität der Stadt Jerichow und seinen dazugehörigen Ortschaften, welche unter anderem mit Stärkung der Vereinsarbeit zur Stärkung des sozialen Miteinanders erreicht wurde.

In der Außenwirkung soll eine leistungsfähige und attraktive Infrastruktur mit barrierefreien und transparenten Verwaltungsleistungen gemäß Onlinezugangsgesetz, EGovernment Standards und Digitaler Barrierefreiheit etabliert werden mithilfe einer Erneuerung und Umstrukturierung der Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Verwaltung wird als Dienstleister verstanden und gesehen aber auch als Innovator und Enabler (Möglichmacher).

Der persönliche Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort wird praktiziert und man sieht uns als persönliche Ansprechpartner für wirtschaftliche Neuansiedelung und bestehende Unternehmen durch die Etablierung eines Kooperationsdialogs als Vermittler. Die Netzwerke mit unseren angrenzenden Einheitsgemeinden wurden durch einen intensiven Austausch und gemeinsame Unternehmungen und Projekte gestärkt und hatte positive Folgen für konsolidierte Lösungen und brachte neue Synergien hervor und führte zu einer Ressourcen Bündelung – und –Schonung.

Es wurden zahlreiche weitere Modernisierungsvorhaben von Schulen, Kitas, Begegnungsstätten und Feuerwehren u. a. Infrastrukturen in unserer Region umgesetzt und wir konnten unseren Lebensraum für Großstadtflüchtlinge öffnen. Am Schluss konnte die Bevölkerung ein verstärktes Sicherheitsgefühl durch mehr Polizeipräsenz, und professionellen Hochwasserschutz uvm. wahrnehmen.

Bilder

Foto & Quelle: Mathias Matschoß
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Kommentare

  •  
    Artjom Pusch schrieb um 15:30 Uhr am 21.12.2022:
    Ein junger, und dennoch sehr erfahrener, und in der Region verwurzelter Kandidat mit Tatkraft. Viel Erfolg, Herr Matschoß, ich denke Sie wären ein toller Bürgermeister!
    •  
      Kade schrieb um 14:31 Uhr am 21.12.2022:
      Sehr viel zu lesen,, aber man merkt das der Mann wenigstens vom Fach ist,, und wenn ich nach Genthin schaue najaaa,,,,
      •  
        Svenja schrieb um 16:04 Uhr am 20.12.2022:
        Sehr geehrter Herr Witzig, die Zeit als Soldat wird bei Beamten mit angerechnet. Witzig oder?
        •  
          Witzig schrieb um 10:31 Uhr am 20.12.2022:
          1998 Abitur und 2022 schon 25Jahre Beamter?? Als Soldat auf Zeit ist man auch kein Beamter!! Die schönen vielen Jahre in Genthin als Lebensmittelpunkt wurden auch vergessen.