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Zabakuck: Der Schatz kam vom Himmel

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 13.04.2022 / 09:10 Uhr von sk
Graben die meisten einen Schatz aus der Erde, kam dieser am Montag in Zabakuck förmlich vom Himmel. Bei der Sanierung der Turmspitze der Dorfkirche war höchste Präzision gefragt.  Geschickt löst Dachdecker Marco Dahms als Erster die Turmkugel von der Kirchturmspitze. Gemeinsam mit dem Dachdeckerteam um Dennis Heine aus Roßdorf, findet die zirka 70 Zentimeter im Durchmesser große Kugel (die auch als Knopf bezeichnet wird), den sicheren Weg nach unten.

Mühsam legen die Handwerker mehrere Stufenabsätze auf der Rüstung die Kugel sich gegenseitig in die Arme, ehe sie an einer Seilwinde in die gespannt wartende Menschenmenge herabgelassen wird. „Ich bin selber sehr aufgeregt, was heute in der Kugel zu finden ist“, gesteht die Ortschronistin Marlies Kenter und berichtet über viele Details der Kirche.
Mitten im Gespräch kommt die Aufforderung, den Platz zu räumen. „Kugel gesichert und ablassen“, klingt es aus erheblicher Höhe. Alle Augen richten sich auf die aus Kupferblech bestehenden Turmkugel mit ihrer schönen grünlichen Patina, die an einem Seil befestigt wurde und zum Ablassen bereit ist.

Mit wachsender Spannung aller Anwesenden, kommt sie dem Erdboden förmlich schwebend, langsam näher. Matthias Weber, Kupferschmied und Klempnermeister aus Langerwisch, nimmt sie in Empfang und bedankt sich nochmals für den erhaltenen Auftrag, über den er sich sichtlich zu freuen scheint.

„Die Kugel ist astreine Handarbeit und aufgrund der Hammerschläge schätzungsweise zwischen 250 bis 300 Jahre alt“, sagt der Spezialist, dessen geschulten Augen und Hände immer wieder das Objekt mustern. Eine leichte Schüttelbewegung lässt einiges erahnen.

Mit schnellen Handgriffen und etwas Technik, gibt die Kugel ihr Inneres preis. Ein leises Raunen verrät ein klein wenig Enttäuschung. Auf dem ersten Blick nur abgebröselte braune Rostspäne, die von der eisernen Stange, auf dieser die Kugel damals befestigt wurde, resultieren. Durch die mangelhafte Befestigung nahm die Korrosion ihren Lauf und ließ somit die starke Verwitterung des Inhaltes zu.

Doch so einfach gibt sich Meister Weber nicht zufrieden. Akribisch breitet er alles Vorhandene weit auseinander und entdeckt eine goldene Münze, die sich als 50 Pfennig-Stück aus den fünfziger Jahren der DDR entpuppt. Kleine grün-bläuliche Reste, die einem Verschluss ähneln, könnten zu einer Zeitkapsel gehören, ist den Gesprächen zu entnehmen und tatsächlich verwandelt sich ein braun durchtränktes lappenähnliches Gebilde, zu einer alte Zeitung vom 11. November 1952.

Das diese sich 70 Jahre in der Kugel gehalten hat, grenzt an ein Wunder, denn nichts könnte genauer Auskunft geben, als das Datum einer alten Tageszeitung.

Zufriedenheit und lächelnde Gesichter machen sich breit. „Die Kugel lag vor mir auf meiner Schulbank“, berichtet ein Zeitzeuge, der damals in die nahegelegene Schule ging und die 2. Klasse besuchte. Er ist sichtlich berührt, denn sie wurde damals vor seinen Augen bestückt. Auf die Frage, ob er sich an Einzelheiten erinnere, verneinte er und blickt immer wieder auf die Fundstücke, um sich wahrscheinlich Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen.
Bei einem gemütlichen Kaffee und leckeren Kuchen feierten viele Gäste die seltene Abnahme der Turmkugel, die wie schon erwähnt, ja auch als „Knopf“ bezeichnet wird, ein kleines „Knopffest“. Das ließen sich auch Vertreter der Politik, der Kirchen und der LEADER-ELFI-Lokalen Aktionsgruppe mit Heinz Paul und Heike Winkelmann nicht entgehen.
Die Kosten für die Sanierung des Turmhelmes belaufen sich laut Architektin Heidrun Fleege, vom beauftragten Architektenbüro Fleege+Oeser, auf rund 200.000 Euro, davon stellt die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „Zwischen Elbe und Fiener Bruch“ 75 Prozent bereit, 20% gibt die Evangelische Kirche dazu und 5 Prozent teilen sich die Kirchengemeinde und der Heimatverein hälftig. Dazu sammelte der Verein in den letzten Jahren Spenden, zum Teil mit originellen Aktionen und gewann somit auch viele Sponsoren für das Vorhaben.
Die Turmkugel - einschließlich Wetterfahne, sollen im Juli wieder ihren Platz auf der Turmspitze finde, dann jedoch wird sie gut verschlossen ihre aktuellen Zeitzeugen aufbewahren.

Bilder

Vom Himmel hoch schwebt die Zabakucker Turmkugel zur Erde.
Ortschronistin Marlies Kenter freut sich sichtlich, über diese seltene Berührung.
Das öffnen der Turmkugel geht dem Kupferschmied Matthias Weber leicht von der Hand.
Meister Weber untersucht akribisch die Fundstücke.
Die goldene Münze von Zabakuck was in Wirklichkeit ein 50 Pfennig-Stück aus den tiefen DDR-Zeiten war.
Zeitungsreste vom 11. November 1952.
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