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Meeting Point Feuerwehrcheck: heute die Freiwillige Feuerwehr Güsen

Interview
  • Erstellt: 20.03.2022 / 10:15 Uhr von aw
„Für mich ist Feuerwehr eine Lebenseinstellung” sagt Steffen Fähnrich (36), Ortswehrleiter aus Güsen uns im Interview. Er spricht von prägenden Erlebnissen im Ehrenamt und räumt mit dem Mythos auf, dass Feuerwehrleute nur Katzen vom Baum retten würden. Mehr dazu im Interview:

Meeting Point JL: Vorstellungsrunde: Wie kamen sie zur Feuerwehr, welchen Dienstgrad führen sie zur Zeit und was hält sie dabei?

Steffen Fähnrich: „Mir wurde die Feuerwehr mit in die Wiege gelegt. Schon mein Opa war Ortswehrleiter und meine Eltern waren auch Feuerwehrleute. Ich durfte also schon von Kind an dabei sein und mit meinem Opa bei einem Einsatz auch mal das Tor aufmachen. Ganz offiziell bin ich dann zu meinem 10. Geburtstag eingetreten, damals in die Jugendfeuerwehr und durfte dann alle kindgerechten Übungen mitmachen. Je nachdem, wo ich danach immer gewohnt habe, war ich in dem Ort auch bei der Feuerwehr aktiv und jetzt wieder in Güsen bin ich seit September letzten Jahres Ortswehrleiter mit dem Dienstgrad Oberlöschmeister. Daraus wird aber bald noch der Brandmeister. Ich war also von Anfang an dabei und kenne es gar nicht anders. Ich bin auch noch immer aktiv, weil es ein gutes Gefühl ist Menschen helfen zu können und ich den Zusammenhalt der Gruppe sehr schätze. Am ende ist Feuerwehr eine Lebenseinstellung.”


Meeting Point JL: Wann wurde Feuerwehr in Güsen gegründet und können sie etwas zu ihrer Geschichte erzählen?

Steffen Fähnrich: „Unsere Feuerwehr wurde 1911 im September gegründet. Damals nur mit Kleingerätehaus, welches in den 70er Jahren zum großen Gerätehaus umgebaut wurde. 2000 folgte noch ein Anbau und seither haben wir genug Platz für unsere Fahrzeuge, Ausrüstung, auch Sanitär- und Schulungsräume. Im letzten Jahr erst haben wir in Eigenregie, mit gestellten Mitteln vom Orts, das Gerätehaus renoviert und von Innen komplett neu gestrichen. Außerdem konnten wir im Ausbildungsraum einen Beamer und weitere neue Technik einrichten, sodass unsere Übungen jetzt noch modern stattfinden können. Ich will meinen Kameraden und Kameradinnen ja auch was bieten und die Ausbildungen so lehrreich und abwechslungsreich wie möglich gestalten. Das geht jetzt noch besser.”

Meeting Point JL: Wie viele Leute sind aktuell in der Feuerwehr aktiv und wie viele Mitglieder zählen die einzelnen Abteilungen?

Steffen Fähnrich: „In unserer aktiven Einsatzgruppe sind zur Zeit 11 Kameraden, darunter auch 2 Frauen, worauf wir sehr stolz sind. In der Kinder- und Jugendgruppe haben wir neun 9 Mitglieder und die Alters- und Ehrenabteilung macht weitere 8 Leute aus. Für die aktive Gruppe gibt es auch gerade eine neue Anwärterin, die dieses Jahr aufsteigt aus der Jugendgruppe. Das haben wir nicht oft, dass man die Jugendlichen übernehmen kann und, dass sie dabei bleiben.

Gegründet wurde die Jugendfeuerwehr nach der Wende und die Kinderabteilung besteht so seit ca. 6 Jahren. Nachwuchs gibt es auch, wir haben einige Nachfragen. Was uns eher fehlt sind aktive Leute für die Einsätze. Wir sind 11 und ideal wären 15-20, die sich auch abwechseln können. Uns ist für den Einstieg auch das Alter und der Job egal. Mit 50 ist man zum Beispiel noch nicht zu alt, um bei uns die Grundausbildung anzufangen und auch für Leute, die im Schichtdienst arbeiten funktioniert unser Ehrenamt.”

Meeting Point JL: Wie viele Einsätze sind sie dieses und letztes Jahr gefahren und ist das im Durchschnitt? Gibt es einen Einsatz, den sie besonders in Erinnerung haben?

Steffen Fähnrich: „Im letzten Jahr waren es 23 und dieses sind wir bereits 18 Einsätze gefahren. Von Brandeinsatz bis technischer HIlfeleistung war alles dabei. Im Durchschnitt sind es für uns zwischen 25 und 30 Einsätze, aber in diesem Jahr hatten wir durch den Sturm und dessen Schäden schon viel zu tun. Vor einigen Wochen gab es auch erst einen großen Verkehrsunfall in der Nähe. Was mir noch direkt einfällt, was prägend war, war der große Stallbrand letztes Jahr am Valentinstag bei -10°C. Das war wirklich eine Herausforderung. Ansonsten musste ich in meiner Feuerwehrlaufbahn erst einmal eine Katze vom Baum holen. Das passiert nicht so oft, wie man vielleicht denkt.”

Meeting Point JL: Wie ist bei ihnen die aktuelle Lage? Können Übungen wieder regelmäßig stattfinden?

Steffen Fähnrich: „Letztes Jahr gab es bis April eine Coronapause und aktuell können alle Veranstaltungen wieder einigermaßen nach Plan und unter Hygienevorschriften stattfinden. So haben wir jeden Freitag ab 19 Uhr unseren Dienstabend, der auch immer gut besucht ist. Dabei ist es meine Aufgabe alle bei Laune zu halten und immer spannenden Ausbildungsthemen zu finden und vorzubereiten. Das geht durch die neue Technik natürlich auch nochmal besser. Lustig und lehrreich zugleich war zum Beispiel letztes Jahr eine Übung auf dem Marktplatz mit unserem hydraulischen Rettungsgerät. Wir hatten einen kleinen Hindernisparcour, um die Geschicklichkeit zu trainieren und die Kameradschaft aufleben zu lassen. Durch solche Teamaufgaben stellen wir sicher, dass wir uns auf alle verlassen müssen. Wir müssen uns ja auch im Einsatz blind vertrauen und uns auf den anderen Verlassen, wenn man bsp. zu zweit als Atemschutzgeräteträger ins Haus geht ist so ein Zusammenhalt sogar lebenswichtig.”

Meeting Point JL: Welche Veranstaltungen stehen dieses Jahr noch an?

Steffen Fähnrich: „Da wir mit dem Heimatverein “Wir sind Güsen e.V.” sehr stark verbunden sind und Hand in Hand arbeiten, haben wir eigentlich kaum eigene Veranstaltungen, sondern unterstützen die Vereine im Ort bei allem, was ansteht. So stellen wir gemeinsam den Maibaum auf, sind bei allen Konzerten dabei, um alles abzusichern und auch um erste Hilfe zu leisten. Was uns wichtig ist, dass wir uns gut in den Ort integrieren und auch Präsenz zeigen können.

Was wir als Feuerwehr letztes Jahr wieder aufleben ließen war eine Mini Weihnachtsfeier, wo ich für alle eine kleine Überraschung hatte und für alle gleiche Mützen besorgt habe. Sowas gab es länger nicht mehr und darüber haben sich alle sehr gefreut. Gerade erst sind auch Kameraden von uns Eltern geworden, da wird es in Zukunft auch noch kleine Feiern und Grillabende geben.”

Meeting Point JL: Was wünschen sie sich in Zukunft von der Feuerwehr? Gibt es Pläne?

Steffen Fähnrich: „Wir haben noch keine konkreten Pläne. Was wir uns aber vorgenommen haben regelmäßig zu machen sind zwei Arbeitseinsätze pro Jahr, wo wir einen Frühjahrs- und einen Herbstputz veranstalten wollen. Dabei wird dann alles einmal von links nach rechts gedreht und getestet und so sichergestellt, dass unser Gerätehaus erhalten bleibt. Ansonsten sind wir dieses Jahr beim Mittsommerfest dabei mit allen Kameraden und auch der Jugend. Was wir auch fortführen werden ist die Zusammenarbeit mit den Ortswehren der Nachbarorte. Wir sind ja eine große Feuerwehr Elbe-Parey und da ist es uns wichtig uns auszutauschen und auch gemeinsam Ausbildungen abzuhalten. Das stärkt unseren Zusammenhalt und das Teamgefühl, weil es üblich ist, dass wir zu Einsätzen sowieso gemeinsam rausfahren und zusammenarbeiten müssen.

Für die Zukunft wünsche ich mir nur noch, dass ein paar Leute den Weg zu uns finden, egal ob etwas älter oder als Quereinsteiger. Jeder ist willkommen, denn nur so kann unsere schlagkräftige Gruppe weiterhin Hilfe leisten.”

Bilder

Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
Foto: Steffen Fähnrich
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