Logo

Im Interview: So lief es 2020 bei der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen

Theater
  • Erstellt: 30.12.2020 / 11:16 Uhr von rp
Heute ist der vorletzte Tag im Jahr 2020. Wir blickend deswegen auf das vergangene Jahr zurück. Wie haben die Landwirte im JL 2020 gemeistert, konkret die Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen? Wir haben mit dem Geschäftsführer Patrick Wolter gesprochen:

Meetingpoint JL: Wie lief das Jahr 2020 für die AGHOPA? Vor allem auch in Bezug auf Corona?
Patrick Wolter:

Wir können bis jetzt noch von Glück reden, dass Corona noch keinen Mitarbeiter unser Firma getroffen hat. Corona und dessen Auflagen, so wie die Ängste der Leute, haben wir deutlich bei uns in der Bauernscheune gespürt.
Beim ersten Lockdown, gerade zu unserem Hauptgeschäft dem Spargelessen, mußten wir Schließen und konnten nur Essen außer Haus anbieten. Dieses war mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen verbunden. Damals konnten wir unsere Mitarbeiter in Vollbeschäftigung belassen, da wir sie durch unsere Sonderkulturen flexibel eingesetzt und umverteilt haben.

Aktuell haben wir ja wieder einen Lockdown, zu dieser Jahreszeit trifft er uns härter, denn es gibt nicht viele Alternativen. Somit waren wir dieses mal gezwungen, einen Teil der Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken.
Wir versuchen derzeit unsere Bauernscheune in der Woche, mit Essen außer Haus etwas im Betrieb zu halten, aber das reicht bei Weitem nicht zur vollen Auslastung. Zusätzlich bieten wir auch an Weihnachten (am 25./26.12.2020) und an Silvester Essen außer Haus an. Ansonsten werden wir zwischen den Feiertagen bis voraussichtlich dem 11.01.2021 geschlossen haben und je nach Lage neu entscheiden.

Meetingpoint JL: Wie erfolgreich war die Ernte?
Patrick Wolter:
Welche Ernte meinten Sie genau, denn wir haben viele im Laufe des Jahres ?. Aber im Großen und Ganzen besser als in den letzten Jahren. In der klassischen Landwirtschaft konnten wir wieder ausreichend Futter für unsere Tiere sicher stellen. Die Getreideernte hat sich auch wieder verbessert, da wir in diesem Jahr doch wieder ab zu mal Regen zur richtigen Zeit hatten. Allerdings waren die Preise nicht annähernd betriebwirtschaftlich vertretbar, denn da spielt immer noch der Handel mit den Landwirten Katz und Maus und so war es auch wieder in diesem Jahr bei unserem Spargel.

Mit der Spargelernte an sich waren wir zufrieden, die Qualität hat gestimmt und Erntehelfer hatten wir auch vor Ort, zwar weniger als geplant, aber um unsere Stände in der Direktvermarktung zu versorgen, hat es gereicht. Wir waren auch sehr glücklich, dass viele Verbraucher in der Region es geschätzt haben, den Spargel frisch bei uns zu kaufen, statt im Discounter aus Übersee der schon viele Seekilometer hinter sich hat und somit schlecht für die CO2-Werte ist.

Meetingpoint JL: Werden im kommenden Jahr Anbauflächen auf Grund von Corona verkleinert bzw. wird weniger Personal benötigt? Patrick Wolter:
Eine Flächenverkleinerung aufgrund von Corona wird es nicht geben. Wir müssen doch die Sicherstellung regionaler Produkte für unsere Mitbürger sicher stellen und können es doch nicht zulassen, dass immer mehr aus dem Ausland kommt und wir uns so abhängig machen.

Was die Personallage angeht, da ist momentan sehr viel ungewiss, da wir noch garnicht wissen wie die Lockdown-situation bis dahin ausieht. Ob unsere polnischen Saisonkräfte überhaupt kommen dürfen? Aber um alle Risiken halbwegs abzumildern, haben wir schon mal vorsorglich eine Maschine zur Spargelernte gemietet, damit wir auf jeden Fall einen Teil des Spargels ernten und anbieten können.

Meetingpoint JL: Was wünschen Sie sich für die AGHOPA 2021? Patrick Wolter:
Wünsche? Es ist so viel ungewiss, was uns im kommenden Jahr alles erwartet. Ich wünsche mir für 2021, dass wir das Jahr gut überstehen, das alle Kollegen und ihre Familien gesund bleiben und dass es wieder oft und viel regnet.

Wichig wäre auch noch, wenn die Menschen meist in den Städten, verstehen würden, wie wichtig die heimische Landwirtschaft ist und das Essen nicht bei Aldi, Lidl und Co. in den Regalen produziert wird und die Ware dort schon meist per LKW und Schiff viele Kilometer hinter sich hat und wir dort nicht nachvollziehen können unter welchen Bedingungen es dort Produziert wurde.

Realistisch gesehen glaube ich, dass Cororna uns das ganze nächste Jahr weiter belasten und irgendwie einschränken wird. Ich rechne auch nicht wirklich damit, dass die Gastronomie vor Ostern wieder richtig öffnen kann und somit die wirtschaftliche Situation in diesem Bereich angespannt bleibt.

Ein paar Worte an alle da draußen:

Ich wünsche allen, dass Sie und Ihre Familien gesund bleiben, sowie sehr viel Kraft um diese Zeit zu überstehen,

auch wenn es schwer ist die Hoffnung nicht aufzugeben. Irgendwann wird es wieder normal laufen, wir müssen es nur bis dorthin schaffen.

Bilder

Archivfoto, erster Spargel 2020. Patrick Wolter.
Dieser Artikel wurde bereits 1.138 mal aufgerufen.

Werbung