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Das war 2020: Jahresendinterview mit Landrat Steffen Burchhardt

Theater
  • Erstellt: 24.12.2020 / 13:01 Uhr von rp
2020 war wohl eines der bewegtesten Jahre. Corona hat sämtliche Bereiche des Lebens durcheinandergewirbelt, dennoch hat sich auch einiges in den Regionen des Jerichower Landes getan. Wir blicken zwischen den Feiertagen und Neujahr auf die Geschehnisse zurück. Heute mit Landrat Steffen Burchhardt:

Meetingpoint JL: Was waren aus Ihrer Sicht die drei besten Ereignisse für den Landkreis JL in 2020 und warum?

Landrat Steffen Burchhardt:
Der Startschuss für das neue Schulgebäude am Gymnasium in Genthin war ein besonderer Moment, hier entsteht gerade eine helle, freundliche und moderne Schule für viele Schüler der Region. Außerdem konnten wir vier Schulhöfe 2 in Burg sowie die in Brettin und Parchen aufwerten. Das sind jetzt viel bessere Bedingungen. Als Zweites ist mir positiv in Erinnerung geblieben, dass in der Krise dieses Jahr wieder mehr Menschen stärkeren Zusammenhalt gelebt haben, ob beim Einkaufen für Andere oder in Form moralischer Unterstützung. Ob eine Region lebenswert ist, hängt überwiegend von den Menschen und Ihrer Bereitschaft ab für einander da zu sein. In dem Sinne war dieses Jahr ein Lichtblick. Genauso wichtig wie die positive Entwicklung der Geburtenzahlen im Landkreis. Wenn mehr Paare sich für Nachwuchs entscheiden und Familien größer werden, zeigt das auch, dass wir hier ein Umfeld geschaffen haben, in dem sich viele Menschen wohl fühlen und sich eine Zukunft aufbauen. Es zeigt auch, dass viele Familien gute wirtschaftliche Voraussetzungen haben. Ich freue mich über jeden Kinderwagen, der durch den Landkreis rollt. Das ist unsere Zukunft.


Meetingpoint JL: Was waren die drei größten Herausforderungen?

Landrat Steffen Burchhardt:
Die Pandemie ist für die gesamte Gesellschaft eine starke Belastung und hat vieles verändert. Natürlich ist die Aufgabe des Gesundheitsamtes in den letzten Monaten sehr anspruchsvoll geworden. Hier müssen wir viel Flexibilität und Einsatzbereitschaft über eine lange Zeit beweisen. Im Veterinäramt ist sicherlich die Vorbereitung auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest eine gewichtige Aufgabe. In der Verwaltung war dieses Jahr eine besondere Herausforderung so viele altersbedingte Abgänge zu kompensieren und junge Leute in die einzelnen Bereiche zu integrieren. Ziel ist es die Qualität unserer Arbeit weiterhin hoch zu halten und in allen Bereichen für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Keine einfache Aufgabe unter diesen Vorzeichen. Für alle Führungskräfte natürlich auch eine starke Veränderung, wenn innerhalb kurzer Zeit ein signifikanter Teil der Belegschaft im Homeoffice arbeitet. Aber wir haben das bisher gut hinbekommen.

Meetingpoint JL: Welche Ziele gibt es für den Landkreis 2021? Wo, wird was investiert?

Landrat Steffen Burchhardt:
Wir haben wie jedes Jahr viel vor. Die grundhafte Sanierung der Holzstraße in Burg gehört zu den größten Tiefbaumaßnahmen. Im Hochbau steht eines unserer Verwaltungsgebäude in der alten Kaserne zur Sanierung an. Unter den ganzen Schulinvestitionen sind der Neubau des Hauses 2 am Bismarck-Gymnasium und die Sanierung des Haus 1 am Gymnasium Gommern die wichtigsten Projekte. Außerdem wollen wir über mehrere Jahre die digitale Ausstattung unserer Schulen stark verbessern. Auch bei der Digitalisierung der Verwaltung werden wir den nächsten Schritt gehen. Also packen wir es an.

Meetingpoint JL: Was möchten Sie 2021 unbedingt für den Landkreis in Angriff nehmen? Was hat Priorität?

Landrat Steffen Burchhardt: Im kommenden Jahr soll das Kreisentwicklungskonzept des Landkreises neu aufgestellt werden. Da geht es um die Weichenstellungen für die Entwicklung des Landkreises in den nächsten 10-20 Jahren. Hier werde ich ein Augenmerk darauf legen, dass viele Menschen Ihre Ideen mit einbringen können und die wesentlichen Zukunftsfragen rund um Mobilität, Wirtschaft und Natur beantwortet werden. Außerdem müssen wir genau schauen, welche Bereiche zusätzliche Unterstützung benötigen nachdem die Pandemie überstanden ist. Wir wollen so schnell wie möglich zurück zur Normalität und all dem was uns im Alltag Freude bereitet.

Meetingpoint JL: Welcher war Ihr Lieblingsaugenblick 2020 und warum?

Landrat Steffen Burchhardt:
Die Hochzeit von einem guten Freund in der Dresdner Frauenkirche, das war unglaublich bewegend. Insbesondere weil es nach dem ersten Lockdown ein kulturelles Highlight war. Beruflich gab es viele kleine Momente, die mir in Erinnerung bleiben werden. Ich bin dankbar für den Zuspruch, den ich bekommen habe. Dankbar auch für alle Kolleginnen und Kollegen, die geholfen haben das Jahr zu meistern. Am meisten freut mich das Vertrauen des Kreistages und die konstruktive Atmosphäre. Wenn man sieht wie schwierig das in anderen Regionen ist, bin ich froh über diese respektvolle Zusammenarbeit.

Meetingpoint JL: Inwiefern hatte Corona für Ihren Landkreis Auswirkungen, und für die Bürger? Welche Herausforderungen mussten Sie meistern?

Landrat Steffen Burchhardt:
Im ersten Lockdown war sicher die Betreuung der Kinder über einen so langen Zeitraum für viele Familien eine echte Belastungsprobe. Schule von Zuhause ist einfach kein guter Ersatz. Sorgen mache ich mir besonders um die Kultur und die Vereinsarbeit. Für mich persönlich war das Schwierigste über so lange Zeit meinen Lieblingssportarten nicht nachgehen zu können und Freunde und Familie so selten zu treffen. Manchmal vermisst man aber auch etwas so einfaches wie jemanden zu umarmen. Was einem wichtig ist, merkt man meist erst, wenn es fehlt.

Meetingpoint JL: Gab es vielleicht auch positive Dinge, die Corona mit sich gebracht hat?

Landrat Steffen Burchhardt:
Der Arbeitsstress war schon enorm, aber aufgrund der vielen Absagen von Veranstaltungen hatten wir als Familie in diesem Jahr deutlich mehr gemeinsame Abende und auch freie Wochenenden. Die Zeit mit den Kindern hat gut getan.

Bilder

Landrat Steffen Burchhardt, Foto: LK JL
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