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Gommern/Heyrothsberge: B184n-Pläne offenbaren starken Eingriff in Umwelt und Natur! Wird sie wirklich gebraucht?

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 12.06.2020 / 09:06 Uhr von rp
Überholt die B184 im Jahr 2030 wirklich die B1 in Sachen Verkehrsaufkommen? Diese Frage muss man sich anhand der einzig greifbaren Argumente der Landesstraßenbaubehörde stellen, denn die am 9. Juni in Biederitz präsentierten Fakten für die B184n sind nicht durchweg schlüssig.

Mensch oder Tier und Natur, einer muss in der Rechnung mehr zurückstecken, so sieht die aktuelle Planung der Landesstraßenbaubehörde für den Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) es vor. Aus über 20 Varianten hat man vier übrige Varianten mit dem Planungsbüro herausgearbeitet, um die Verbindungsstrecke zwischen der B1 und der B184 zu realisieren.

In seinem Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht der Bund hier Handlungsbedarf und hat laut Steffen Hörold von der Landesstraßenbaubehörde sich mit den Bedarfen der Regionen abgestimmt. So wurden unter der Maßgabe die erhöhte Verkehrsbelastung der Ortschaften Wahlitz, Menz, Königsborn und Heyrothsberge erkannt, weshalb man jetzt eine Umleitungsstrecke in dieser Planung vorsieht.

Jede Variante ist Fluch und Segen zugleich?!

So könnte man die übrig geblieben Varianten beschreiben, die nun nach den Bemühungen erarbeitet wurden. Seitens der Verantwortlichen machte man klar, dass alle möglichen Varianten kompromissbehaftet sind, man sich aber schlussendlich für das kleinste Übel jeweils entschieden hat.

In der unten einsehbaren Präsentation, sind Grafiken zu sehen, die eine Schwerpunktanalyse mittels roten, oliven-, bis weißen Markierungen, besonders kritische Standorte aufzeigt. Im gesamten Bereich befinden sich teils bewohnte Gebiete, die an einigen Stellen einen minimalen Abstand von 250 Metern zur Umgehungsstraße haben würden, sollte die finale Variante dort langführen. Aber auch der Lebensraum von Tieren wird durch jede Variante beeinflusst. Gefunden wurden laut Aussage der Landesstraßenbaubehörde keine besonderen Arten, aber man fand Frösche, Lurche, Kröten, Fledermäuse, Feldlerchen, Zauneidechsen, Biber, sowie Enten und Gänse in der gesamten Region.

Zudem wird die Variante drei direkt durch den Wahlitzer Wald nach Gommern führen, wodurch der Wald und somit auch Waldtiere einen massiven Einschnitt erfahren dürften.

Eines wurde auf der Informationsveranstaltung fast als gegeben gesetzt, nimmt man das aktuelle Stimmungsbild aus der Informationsveranstaltung auf, steht die umweltfreundlichste Variante 1 auf der schlechtesten Position. Der Mensch wird wahrscheinlich den Vorzug in der Rechnung bekommen, da man sich auf harte Fakten anhand von reduzierten Zahlen, Gebietsteilung sowie Emissionsschutz leiten ließ.



Warum eine Ortsumgehung?

Rund 15.400 Fahrzeuge sind es, die laut der Zählung in der Präsentation im Jahr 2019 aus Magdeburg und Burg in Richtung Gommern hin- und herfahren. Aus Zerbst sind es rund 7.500 Fahrzeuge und ca. 3.500 aus Richtung Möckern, durch die B246a.

Glaubt man der auf der Infoveranstaltung präsentierten Prognose, werden es ohne eine Umgehungsstraße, im Jahr 2030 bereits 19.300 Fahrzeuge aus Heyrothsberge die Region Menz, Königsborn, Wahlitz und Gommern befahren. Durch die B184 sind es dann 11.800 und ca. 4.100 Fahrzeuge durch B246a/Möckern

Ohne die Verkehrsanalyse 2019 in Frage zu stellen, welche allerdings einige Fragezeichen durch den aufgeworfenen Traffic in manchen Regionen hervorrufen dürfte, sind spätestens in der Zukunftsanalyse für das Jahr 2030 kaum noch nachvollziehbare Werte zu finden.

Um derartige Prognosen so genau wie möglich zu generieren, bedarf es wohl vielen Faktoren, welche auch auf die Zukunft gesehen sich wiederum weiteren errechneten Prognosen bedienen dürften. Doch was bereits gegeben ist, liefert hier wohl den stabilsten wissenschaftlichen Ansatz für derartige Prognosen. So haben wir uns mittels einfacher Recherche aus der Verkehrszählung durch automatische Zählstationen auf der B1 und der B184, im Zeitraum von 2003 bis 2018, erhoben durch die [Bundesanstalt für Straßenwesen] (BASt), bedient.

Auf der B1 zwischen Burg – Magdeburg, hat sich der Verkehr in 15 Jahren nicht wesentlich verändert.

Die BASt erhobt für das Jahr 2003 auf der B1 zwischen Burg und Magdeburg, gemessen in Gerwisch, einen Verkehr von rund 10.250 Fahrzeugen, im Jahr 2010 waren es rund 8.450 und im Jahr 2018 waren es rund 9.500 pro Tag.

Die B184 zwischen Zerbst und Magdeburg gibt in 15 Jahren ebenfalls keine signifikanten Verkehrszunahme wieder.

So hat man in Zerbst auf der B184 im Jahr 2003 rund 6.700 Fahrzeuge durch eine automatische Zählstation gemessen, die wiederum 2010 rund 6.300 und 2018 lediglich ca. 6.400 Fahrzeuge am Tag erfasste.

Ist die B184n Prognose für 2030 anwendbar?

Die empirisch erhobene Entwicklung der Verkehrsdichte in 15 Jahren durch die BASt, scheint die Prognose aus der Präsentation zur B184n nicht zu berücksichtigen. Zudem zeigen die ermittelten Zukunftswerte der B184n-Analyse teilweise nicht nachvollziehbare Werte. Die B1 z.B. zeigt in 10 Jahren keinen Anstieg der Verkehrsdichte, wobei der Verkehr aus Biederitz sich teilweise um 1.000 Fahrzeuge steigert.

Dennoch gibt es zwei nicht zu unterschätzende Argumente die man aus dem Stimmungsbild der Informationsveranstaltung in Biederitz, für die B184n entnehmen konnte.

Das erste Argument kommt aus der B1 Bahnüberquerungsbewegung bei Heyrothsberge, welche vom Biederitzer Bürgermeister Kay Gericke (SPD) und dem Landrat Steffen Burchhardt (SPD) 2019 ins Rollen gebracht wurde. [Wir berichteten]

Mit der Planung einer der B184n Varianten kommt auf jeden Fall die Bahnüberquerung auf der B1.

In der Variante 1 und 2 ist diese sogar direkt vorgesehen. Sollte die Variante 3 oder 4 den Vorzug beim Ministerium finden, wurde auf Nachfrage durch Kay Gericke und Landrat Steffen Burchhardt, seitens Steffen Hörold von der Landesstraßenbaubehörde eine 100% Zusicherung für eine parallele Projektierung der B1 Bahnüberquerung gegeben.

Das zweite Argument ist das Empfinden der Unzumutbarkeit der Anwohner von Heyrothsberge, Menz, Königsborn und Wahlitz. Welches man in der Aussage seitens der Straßenbaubehörde uns Gegenüber entnehmen konnte.

Die B184n und somit auch die B1 Bahnüberquerung ist wohl erst nach 2030 nutzbar.

Dies kann man anhand des noch zu gehenden Weges ableiten, da man sich noch in der Vorplanungsphase befindet und die nächste Phase nicht vor Ende 2021 eingeleitet wird. Die Landesstraßenbaubehörde will zum Ende dieses Jahres sich auf einen Favoriten einigen, der dann Anfang 2021 dem Ministerium zur Prüfung vorgelegt wird. Mit der Abnahme der Variante rechnet man dann gegen Ende 2021.

Können Bürger jetzt noch Bedenken und Anregungen äußern?

Auf Nachfrage des Meetingpoints auf der Infoveranstaltung wurde uns von allen Parteien zugesichert, dass man sich als Anwohner der Region noch bei den jeweiligen Gemeinden melden kann und Bedenken und Anregungen zu äußern. Diese werden dann an die Landesstraßenbaubehörde übermittelt. Gommern wird laut Bürgermeister Jens Hünerbein auf seiner Webseite einen Infobereich über den aktuellen Stand und Entwicklung zur B184 einrichten. Biederitz hat dies bereits in die Tat umgesetzt. [Klick]

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