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Burger Clausewitzfreunde: Gelungenes Gesamtbild

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 07.10.2019 / 10:27 Uhr von Rolf Gädke
Rolf Gädke, Mitglied des Burger Freundeskreis Carl von Clausewitz schrieb uns: „Zwischen Krieg und Frieden – Waldlager der Roten Armee in Brandenburg und dem Jerichower Land 1945“ zu diesem Thema referierte an diesem Donnerstag Dr. Thomas Kersting(Kurator der Ausstellung) im Kreismuseum Genthin.

Gelungenes Gesamtbild

Mitglieder des Burger Freundeskreises Carl von Clausewitz und des befreundeten Heimatsverein Burg e.V. begaben sich am Donnerstag auf eine gemeinsame Fachexkursion mit Ziel Kreismuseum Genthin. Anvisiert war nicht nur die Besichtigung der aktuellen Sonderausstellung, wir wollten auch an den angekündigten Vortrag im Genthiner Museum teilnehmen.

Neben seiner faszinierenden Dauerausstellung zeigt das Kreismuseum in Genthin ständig wechselnde Sonderausstellungen.

Die Hemmschwelle in eine militärhistorische Ausstellung zu gehen ist für viele groß. Dennoch wir können allen empfehlen: Besuchen Sie das Kreismuseum Genthin; es lohnt sich! Das Museum setzt sich mit dieser Sonderausstellung facettenreich mit dem Thema Krieg, Leid, Kriegsfolgen und Notwendigkeiten auseinander.

Die Sonderausstellung, eine Leihgabe des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg, beschäftigt sich mit den Waldlagern der Roten Armee, die von den Soldaten in Brandenburg und dem Jerichower Land 1945 in den ersten Monaten nach Kriegsende angelegt wurden.

In den Ausstellungsräumen konnten wir ca. 200 Bodenfunde (z.B. Ausrüstung, Abzeichen, Kennmarken Kriegsgefangener, Essgeschirre, Feldflaschen, Besteck, als Lampen dienende Geschosshülsen) als Zeitzeugen dieser Zeit in den Ausstellungsvitrinen in Augenschein nehmen. Großformatige Tafeln an den Wänden und Aufsteller sowohl in deutscher als auch russischer Sprache verdeutlichen den derzeitigen Forschungsstand aus diesem Geschichtszeitraum. Auf einem Videobildschirm haben wir das entbehrungsreiche Leben der russischen Soldaten in den Waldlagern bildlich verfolgen können.

Eins vorweg:

es gibt wirklich viel zu sehen und zu lesen, man sollte Zeit mitbringen. Es ist keine Ausstellung im eigentlichen Sinne, wo man an den Ausstellungstücken vorbei läuft und fertig. Hier muss man sich tatsächlich damit beschäftigen, lesen und versteht das Militär immer im Kontext mit der damaligen Situation.

Hier wird die unmittelbare Nachkriegszeit in unserer Region nachgezeichnet.

Nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste durch Museumsleiterin Antonia Beran, übernahm Dr. Thomas Kersting vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege das Wort, stellte den historischen Hintergrund und das Konzept der Ausstellung vor, untermauerte dabei seinen Vortrag mit Bildmaterial. In seinen Vortrag wird die unmittelbare Nachkriegszeit nachgezeichnet.

Einige Ausführungen, die von Dr. Kersting angeschnitten wurden:

Mehr als 1,5 Millionen Soldaten lagerten im Frühling und Sommer 1945 in dutzenden Waldlagern in Brandenburg und im Jerichower Land. Die mussten ja irgendwo untergebracht und ernährt werden – ein großer Teil von ihnen in den Erdhütten der Waldlager.
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„Rasierapparate, Ferngläser, Taschenuhren“, zählte Dr. Thomas Kersting einige Dinge auf, die auch als Exponate im Kreismuseum zu sehen sind.

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Auch Wasserhähne sind in der Ausstellung zu sehen. „Wasser aus der Wand war für viele Russen etwas bis dahin Unbekanntes“, erklärt Thomas Kersting den Grund für diese zunächst seltsam anmutenden Funde mitten im Wald.

* Weiterhin zeigte er Bilder, die etwas über die Ideologie der sowjetischen Soldaten aussagen. So seien beispielsweise sogenannte Koppelschlösser entdeckt worden, deren Besitzer ursprünglich Wehrmachtssoldaten waren. „Die Hakenkreuze, die darauf waren, haben die Rotarmisten in Sowjetsterne umgearbeitet.

Der Vortrag von Dr. Kersting war sehr informativ, vermittelte uns neue Gesichtspunkte der Nachkriegsgeschichte. Wer an Geschichte interessiert ist, sollte hier unbedingt vorbei schauen.

Bilder

Foto: Rolf Gädke
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