In der kommenden Stadtratssitzung, am 31. Mai, sollte der Genthiner Stadtrat abermals über den Antrag der Firma Seraplant GmbH entscheiden. Dieser Antrag sah vor, eine kleine Fläche des Gewerbegebietes Nord II von einem Gewerbegebiet in ein Industriegebiet umzuwandeln. Dies hätte zur Folge gehabt, dass an diesem Standort höhere Emissionsrichtwerte zugelassen wären. Seit zwei Jahren wurden Anstrengungen unternommen, um dem Investor Seraplant am Standort Genthin den Weg zu ebnen. Was aber zuletzt am 26. April in der Stadtratssitzung vorerst überraschend scheiterte. Nun zieht das Unternehmen seine Konsequenzen:
Trotz einiger Befragungsrunden, die sich der Unternehmer dem Stadtrat und den einzelnen Ausschüssen stellte, waren hier für einige Stadträte noch zu viele Fragen ungeklärt. Die Hauptgründe für die Bedenken äußerten in der vergangenen Stadtratssitzung Lutz Nitz (die Grünen) und Andy Martius (CDU Fraktion). Nitz nannte als Gründe für seine Fraktion Bedenken, dass der Unternehmer nicht in der Phosphatplattform sei, die sich mit Klärschlamm beschäftigt. Das Verwertungskonzept der Seraplant GmbH sieht aber die umweltfreundlichere Verarbeitung von Klärschlammasche für die Herstellung von Düngemittel für die Forst- und Landwirtschaft sowie für den Gärtner- und Industriebedarf vor.
Nitz aber sah dies nicht, da ein solches Verwertungskonzept weder im Bundesanzeiger als Patent angemeldet noch zu finden sei, könne man nur die Daten einer Klärschlammverbrennung hier verdeutlichen. Diese Methode würde eine Nebenbildung von Schwermetallen mit sich ziehen, die als Sondermüll und umweltbelastend einzustufen sind. Dies wurde vom Investor mehrfach verneint. Andy Martius (CDU) hingegen stimmte gegen den Antrag, da es ihm zu schnell ginge. Sein Antrag aus einer anderen Trägerschaft, den er früher als diesen gestellt hatte, hat es nicht so schnell auf die Tagesordnung gebracht, wie dieser Tagesordnungspunkt, der am 10. April eingereicht und bereits vorgeprüft wurde.
Zudem fand er, dass hier noch Fragen zum Verkehr und Brandschutz nicht geklärt seien. Nach einer erneuten Vorstellung des Unternehmers der Seraplant GmbH Torsten Brumme, sollte dieser Antrag nun am 31. Mai erneut im Stadtrat entschieden werden, doch es kommt nun nicht mehr dazu.
Das zögerliche und unverbindliche Verhalten von den Genthiner Stadträten hat den Unternehmer bewegt, sich von Genthin als Investitionsstandort abzuwenden. Dazu sagte uns der Geschäftsführer Torsten Brumme im Interview: „Die Entscheidung des Stadtrates ist für uns ein herber Schlag. Es war alles perfekt vorbereitet. Das Finanzierungskonzept stand. Es ist sehr enttäuschend. Wir können nicht länger warten. Die Umwidmung der Fläche hätte bestenfalls 6 Monate gedauert. Die Risiken sind aus wirtschaftlicher Sicht einfach zu groß.“
Das Unternehmen hat sich daher für einen neuen Standort entschieden! Die Seraplant GmbH wird sich nun in Haldensleben ansiedeln. Damit gehen dem Genthiner Chemiepark eine Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro und der Stadt Genthin Gewerbesteuern von bis zu einer halben Million Euro im Jahr sowie 20 Arbeitsplätze verloren.