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Zukünftige Wasserturm-Nutzung bleibt in Genthin unklar – wird nun ein Arbeitskreis gegründet?

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 07.02.2023 / 07:04 Uhr von cl
Aktuell stehen die Zeichen auf Sanierung, doch schon im kommenden Jahr könnte in den Genthiner Wasserturm nach Abschluss der Arbeiten wieder Leben einziehen. Über die Möglichkeiten der Nutzung wird derzeit viel diskutiert. Nach einer Meetingpoint-Umfrage sehen die meisten von euch eine Gastronomie gut im Wasserturm aufgehoben [wir berichteten]. Noch steht kein Nutzungsplan für das geschichtsträchtige Bauwerk – die Stadträte bringen aber die Idee für einen Arbeitskreis ins Spiel.

Verwaltung ist offen für Ideen der Bürger
Die Sanierung des Turms hat für die Genthiner Stadtverwaltung aktuell Priorität. Voraussichtlich im 2. Quartal diesen Jahres werden die Baumaßnahmen fortgeführt. Wie es nach Abschluss der Sanierung in Millionenhöhe weiter geht, ist noch unklar. Allein für dieses Jahr wurden dafür im städtischen Haushalt weitere 2,1 Millionen Euro eingeplant. Kürzlich hatte sich der Bürgermeister gegenüber dem Meetingpoint zu den weiteren Perspektiven geäußert. „Für eine zukünftige Nutzung des Wasserturms gibt es keine Konzeption als solche, aber die Stadt hat natürlich ein Interesse, dass dieses Genthiner Wahrzeichen entsprechend durch Bürger und Gäste gesehen und frequentiert wird“, so Matthias Günther. Eine Nutzung als Aussichtsplattform sieht Günther als gesetzt, auch Gastronomie sei denkbar. Interessenten mit weiteren Ideen seien in der Verwaltung gerne gesehen, hatte der Bürgermeister erklärt.

Der Wunsch vieler Genthiner, dass es eine konkrete Nutzungsidee für den Wasserturm geben soll, findet sich auch unter den Stadträten wieder. Ein historisches Bauwerk ohne Bestimmung? Das ist nicht im Sinne des Gremiums, wie die Vertreter der Fraktionen gegenüber dem Meetingpoint klar machen. Auf unsere Nachfrage, ob ein Arbeitskreis für das Vorhaben sinnvoll wäre, haben die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat eine deutliche Meinung gezeigt.
Vereinbarte Ziele müssen auch umgesetzt werden
Gabriele Herrmann, Vorsitzende der LINKEN-Fraktion im Stadtrat, positioniert sich deutlich für ein nachhaltiges Nutzungskonzept. Sie teilte dem Meetingpoint mit: „Ich bin der Auffassung, dass bei jeder Maßnahme klar sein muss, welche Nutzungsabsicht damit verbunden ist. Bei einem Denkmalobjekt ist das besonders wichtig, da die Nutzung die beste Garantie für den Erhalt ist“. Die zukünftige Nutzung müsse dringend geklärt werden, so Herrmann. Hier sei die Stadt Genthin als Eigentümer verantwortlich. Welche Ergebnisse auch immer aus Arbeitsgruppen zum Thema Wasserturm resultieren – die dann vereinbarten Ziele müssten auch durch die Stadt umgesetzt werden, so Herrmann. Die LINKEN-Chefin sieht persönlich entweder die touristische Ausrichtung oder ein geschichtliches Thema bei der Nutzung im Vordergrund.
Nutzung als Aussichtsplattform müsste gut organisiert sein
„Ein Arbeitskreis mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Institutionen und Gastronomie, mit Unterstützung interessierter Stadträtinnen und Stadträte ist sicherlich eine gute Idee, um ein Nutzungskonzept zu erarbeiten“, meint Udo Krause von der SPD-Fraktion. Verschiedene Ideen könnten so miteinander verknüpft werden. Eine aktive Unterstützung bei diesem Vorhaben kann sich die SPD durchaus vorstellen, ergänzt Krause. „Die Nutzung der Aussichtsplattform für interessierte Gäste der Stadt sollte auf jeden Fall gewährleistet werden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende und schließt sich damit auch der Meinung des Bürgermeisters an. Gleichzeitig macht Krause aber auch auf eine Schwierigkeit dabei aufmerksam.

„Dies ist natürlich nur machbar, wenn der Zugang zu bestimmen Zeiten und möglichst ohne Voranmeldung garantiert ist“. Er selbst fände eine gastronomische Einrichtung, wie ein Café mit Bar oder ein Restaurant am attraktivsten - allein schon aufgrund der Lage des Wahrzeichens. Ähnlich sieht es auch Rüdiger Feuerherdt, Vorsitzender der Fraktion WG Genthin-Mützel-Parchen. In einem Arbeitskreis sollten vor allem die interessierten Bürger einen Platz finden, so Feuerherdt. Eine solche Gruppe sollte aus seiner Sicht erarbeiten, ob und inwieweit die Nutzung für eine Gastronomie, oder aber durch einen Verein realisierbar ist.

Wasserturm als Standort für die Touristinfo?
Die Idee zu einem Arbeitskreis sieht auch die CDU-Fraktion als eine Möglichkeit zur Entwicklung von Konzepten für den Wasserturm an. „Die CDU-Fraktion wird jede Initiative unterstützen, die dazu beiträgt, ein zukunftsfähiges Konzept für die Erhaltung und sinnvolle Nutzung historischer Objekte der Stadt Genthin zu entwickeln“, meint der Fraktionsvorsitzende Klaus Voth. Neben der Idee der gastronomischen Nutzung sie Voth auch eine Nutzung durch die Stadt bzw. die Verwaltung als denkbar an, sei es für Trauungen oder Meetings, aber auch für Vereinsangebote und Events. Auch in der Abstimmung auf dem Meetingpoint hatte es einige Stimmen dafür gegeben, den Turm für die Genthiner Vereine nutzbar zu machen.

Noch eine weitere Idee bringt Klaus Voth im Namen der CDU-Fraktion an: der Wasserturm könnte den Tourismusverein bzw. die Touristinfo beherbergen. Auch das wäre mit Blick auf die Streitigkeiten der vergangenen Jahre und dem im letzten Moment abgewendeten Austritt Genthins aus dem Tourismusverein ein klares Bekenntnis für die Zusammenarbeit der Gemeinden. Auch für das am Turm gelegene Jugendhaus „Thomas Morus“ könnten die Räume zur Nutzung für Angebote interessant sein. Entscheidend sei schließlich, so Voth, das gesamte Umfeld des Wasserturms bei einem ganzheitlichen Nutzungskonzept mit einzubeziehen.

Nach Millioneninvestition muss eine Nutzung folgen
Dass der Wasserturm nicht ungenutzt bleiben darf, stellt Stadtrat Lutz Nitz, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN/ LWG Fiener, gegenüber dem Meetingpoint klar. Damit dürfte er auch den Nerv all derjenigen Genthiner treffen, die bereits zu Beginn der Sanierung witterten, dass der Wasserturm vermutlich zum „Millionengrab“ wird. Hohe Summen investieren und dann ungenutzt stehen lassen – diese Befürchtung vieler Genthiner wurde in den vergangenen Monaten auch in den Sozialen Medien immer wieder diskutiert. „Es ist unser Genthiner Wasserturm, es ist unser Wahrzeichen und schon deshalb ist es doch unbestritten und dringend notwendig, ein vernünftiges Nutzungskonzept für den Wasserturm und sein Umfeld zu schaffen. Es wäre unverständlich und auch nicht nachvollziehbar, viele Millionen zur Sanierung in dieses Objekt zu stecken und dann nur so einfach dort stehen zu lassen“, springt Nitz den Kritikern bei.

Stadtverwaltung muss vorgeben: was geht rechtlich überhaupt?
Der GRÜNEN-Stadtrat sieht die Beteiligung der Bürger mit ihren Ideen hier als sinnvoll an, doch auch die Stadtverwaltung muss dafür die Grundlagen schaffen. Dazu meint Lutz Nitz: „Die Verwaltung muss natürlich dringend vorgeben, welche Möglichkeiten der Nutzung der Gesetzgeber zulässt. Sicher wird es aus sicherheitsrelevanten oder „bürokratischen“ Hemmnissen Einschränkungen geben. Die Ideengeber müssen wissen, welche Verbote der Gesetzgeber aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen vorschreibt. Hier sollte also so schnell wie möglich, die Verwaltung den „Ideengebern“ Hinweise geben, was erlaubt ist und was nicht geht bei der Möglichkeit der Nutzung des Wasserturms“, macht Nitz deutlich. Nichts sei schlimmer als Ideen zu sammeln, die hinterher verboten sind.

Fazit
Bisher hat die Stadtverwaltung die Gründung eines Arbeitskreises für die Wasserturmnutzung noch nicht vorangetrieben. Dennoch gibt es dazu eine breite Zustimmung in den Reihen des Stadtrates. Die Stadtverwaltung muss für die Nutzungsplanung den rechtlichen Rahmen klären, sonst besteht die Gefahr, dass sich das Vorhaben in der Masse der städtischen Herausforderungen auflöst. Wenn die Genthiner sich einbringen dürfen und sollen, muss zudem klar sein, wer letztendlich „den Hut aufhat“. Negative Erfahrungen hatte es zum Beispiel beim Festkomitee zum „Jubiläum 850 Jahre“ gegeben.

Auch hier hatten sich engagierte Bürger in zahlreichen Sitzungen mit ihren Ideen eingebracht und Pläne geschmiedet – am Ende blieb die finale Planung zum Großteil an nur einer Verwaltungsmitarbeiterin hängen. Der Vergleich mag auf den ersten Blick komisch klingen, doch sagt er etwas darüber aus, wie die Zusammenarbeit mit derartigen Arbeitskreisen in Genthin bislang verlaufen ist und welche Ergebnisse aus solchen Initiativen entstanden sind. Wollen der Bürgermeister und seine Verwaltung also Bürgerbeteiligung in Sachen Wasserturmnutzungskonzept anregen, dann wird dafür eine enge Abstimmung mit Ideengebern und Vertretern der Stadtverwaltung eine zwingende Voraussetzung sein.

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Bilder

Der Genthiner Wasserturm muss zunächst fertig saniert werden. Foto: Leserin Lena
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