Nutzung als Aussichtsplattform müsste gut organisiert sein „Ein Arbeitskreis mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Institutionen und Gastronomie, mit Unterstützung interessierter Stadträtinnen und Stadträte ist sicherlich eine gute Idee, um ein Nutzungskonzept zu erarbeiten“, meint Udo Krause von der SPD-Fraktion. Verschiedene Ideen könnten so miteinander verknüpft werden. Eine aktive Unterstützung bei diesem Vorhaben kann sich die SPD durchaus vorstellen, ergänzt Krause. „Die Nutzung der Aussichtsplattform für interessierte Gäste der Stadt sollte auf jeden Fall gewährleistet werden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende und schließt sich damit auch der Meinung des Bürgermeisters an. Gleichzeitig macht Krause aber auch auf eine Schwierigkeit dabei aufmerksam.
„Dies ist natürlich nur machbar, wenn der Zugang zu bestimmen Zeiten und möglichst ohne Voranmeldung garantiert ist“. Er selbst fände eine gastronomische Einrichtung, wie ein Café mit Bar oder ein Restaurant am attraktivsten - allein schon aufgrund der Lage des Wahrzeichens. Ähnlich sieht es auch Rüdiger Feuerherdt, Vorsitzender der Fraktion WG Genthin-Mützel-Parchen. In einem Arbeitskreis sollten vor allem die interessierten Bürger einen Platz finden, so Feuerherdt. Eine solche Gruppe sollte aus seiner Sicht erarbeiten, ob und inwieweit die Nutzung für eine Gastronomie, oder aber durch einen Verein realisierbar ist.
Wasserturm als Standort für die Touristinfo? Die Idee zu einem Arbeitskreis sieht auch die CDU-Fraktion als eine Möglichkeit zur Entwicklung von Konzepten für den Wasserturm an. „Die CDU-Fraktion wird jede Initiative unterstützen, die dazu beiträgt, ein zukunftsfähiges Konzept für die Erhaltung und sinnvolle Nutzung historischer Objekte der Stadt Genthin zu entwickeln“, meint der Fraktionsvorsitzende Klaus Voth. Neben der Idee der gastronomischen Nutzung sie Voth auch eine Nutzung durch die Stadt bzw. die Verwaltung als denkbar an, sei es für Trauungen oder Meetings, aber auch für Vereinsangebote und Events. Auch in der Abstimmung auf dem Meetingpoint hatte es einige Stimmen dafür gegeben, den Turm für die Genthiner Vereine nutzbar zu machen.
Noch eine weitere Idee bringt Klaus Voth im Namen der CDU-Fraktion an: der Wasserturm könnte den Tourismusverein bzw. die Touristinfo beherbergen. Auch das wäre mit Blick auf die Streitigkeiten der vergangenen Jahre und dem im letzten Moment abgewendeten Austritt Genthins aus dem Tourismusverein ein klares Bekenntnis für die Zusammenarbeit der Gemeinden. Auch für das am Turm gelegene Jugendhaus „Thomas Morus“ könnten die Räume zur Nutzung für Angebote interessant sein. Entscheidend sei schließlich, so Voth, das gesamte Umfeld des Wasserturms bei einem ganzheitlichen Nutzungskonzept mit einzubeziehen.
Nach Millioneninvestition muss eine Nutzung folgen Dass der Wasserturm nicht ungenutzt bleiben darf, stellt Stadtrat Lutz Nitz, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN/ LWG Fiener, gegenüber dem Meetingpoint klar. Damit dürfte er auch den Nerv all derjenigen Genthiner treffen, die bereits zu Beginn der Sanierung witterten, dass der Wasserturm vermutlich zum „Millionengrab“ wird. Hohe Summen investieren und dann ungenutzt stehen lassen – diese Befürchtung vieler Genthiner wurde in den vergangenen Monaten auch in den Sozialen Medien immer wieder diskutiert. „Es ist unser Genthiner Wasserturm, es ist unser Wahrzeichen und schon deshalb ist es doch unbestritten und dringend notwendig, ein vernünftiges Nutzungskonzept für den Wasserturm und sein Umfeld zu schaffen. Es wäre unverständlich und auch nicht nachvollziehbar, viele Millionen zur Sanierung in dieses Objekt zu stecken und dann nur so einfach dort stehen zu lassen“, springt Nitz den Kritikern bei.
Stadtverwaltung muss vorgeben: was geht rechtlich überhaupt? Der GRÜNEN-Stadtrat sieht die Beteiligung der Bürger mit ihren Ideen hier als sinnvoll an, doch auch die Stadtverwaltung muss dafür die Grundlagen schaffen. Dazu meint Lutz Nitz: „Die Verwaltung muss natürlich dringend vorgeben, welche Möglichkeiten der Nutzung der Gesetzgeber zulässt. Sicher wird es aus sicherheitsrelevanten oder „bürokratischen“ Hemmnissen Einschränkungen geben. Die Ideengeber müssen wissen, welche Verbote der Gesetzgeber aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen vorschreibt. Hier sollte also so schnell wie möglich, die Verwaltung den „Ideengebern“ Hinweise geben, was erlaubt ist und was nicht geht bei der Möglichkeit der Nutzung des Wasserturms“, macht Nitz deutlich. Nichts sei schlimmer als Ideen zu sammeln, die hinterher verboten sind.
Fazit Bisher hat die Stadtverwaltung die Gründung eines Arbeitskreises für die Wasserturmnutzung noch nicht vorangetrieben. Dennoch gibt es dazu eine breite Zustimmung in den Reihen des Stadtrates. Die Stadtverwaltung muss für die Nutzungsplanung den rechtlichen Rahmen klären, sonst besteht die Gefahr, dass sich das Vorhaben in der Masse der städtischen Herausforderungen auflöst. Wenn die Genthiner sich einbringen dürfen und sollen, muss zudem klar sein, wer letztendlich „den Hut aufhat“. Negative Erfahrungen hatte es zum Beispiel beim Festkomitee zum „Jubiläum 850 Jahre“ gegeben.
Auch hier hatten sich engagierte Bürger in zahlreichen Sitzungen mit ihren Ideen eingebracht und Pläne geschmiedet – am Ende blieb die finale Planung zum Großteil an nur einer Verwaltungsmitarbeiterin hängen. Der Vergleich mag auf den ersten Blick komisch klingen, doch sagt er etwas darüber aus, wie die Zusammenarbeit mit derartigen Arbeitskreisen in Genthin bislang verlaufen ist und welche Ergebnisse aus solchen Initiativen entstanden sind. Wollen der Bürgermeister und seine Verwaltung also Bürgerbeteiligung in Sachen Wasserturmnutzungskonzept anregen, dann wird dafür eine enge Abstimmung mit Ideengebern und Vertretern der Stadtverwaltung eine zwingende Voraussetzung sein.
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